ARCHIV 2002
 

Franz Wüllner-Revival
International ausgezeichnete Solisten präsentieren
den Münsteraner Komponisten in 3 Konzerten

Wüllner und Beethoven - 1. Revival-Konzert
Dienstag, 14. Mai 2002, 20:00 Uhr
Festsaal des Rathauses Münster, Prinzipalmarkt

Tobias Bredohl, Klavier
Indira Koch, Geige
Wolfgang Emanuel Schmidt, Cello


Kennen Sie Franz Wüllner, den Freund von Johannes Brahms, der bei seinen Besuchen in Münster mit ihm vierhändig Klavier spielte, den Pianisten, Musikpädagogen, Musikdirektor und Komponisten?

1832 in Münster geboren, machte er später Karriere in München, Aachen, Dresden, Köln. Dann wurde er fast vergessen. Zu unrecht, wie Prof Gregor Weichert, Wüllner-Forscher und Spiritus rector des kleinen Revivals, in dem wir den Komponisten Franz Wüllner neu entdecken wollen, behauptet - und in seinen Konzertprogrammen beweist

International ausgezeichnete Solisten präsentieren Werke Franz Wüllners und lassen ihn als eigenständigen Komponisten und Partner etwa von Johannes Brahms und als Enkelschüler Ludwig van Beethovens erkennen. 3 Konzerte und eine CD stellen Franz Wüllner im Kontext seiner Kollegen und Zeitgenossen und die Qualität seiner Kompositionen vor.

Programm
Franz Wüllner:           22 Variationen über ein Thema von Franz Schubert
                              für Klavier und Cello op. 39
Franz Wüllner:           Sonate für Klavier und Violine e-Moll op. 30
Ludwig v. Beethoven:  Klaviertrio Es-Dur op. 1 Nr. 1

Veranstalter: GWK

Förderer: Großzügig unterstützt werden wir von der Kulturstiftung der Sparkasse Münster, dem Kulturamt der Stadt Münster und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe.


Franz Wüllner (1832 - 1902)

Franz Wüllner wurde 1832 in Münster geboren. Sein musikalischer Lehrer war Anton Schindler (1798-1864), Leiter des hiesigen Musikvereins, der als Schüler und Sekretär Beethovens einen Abglanz von dessen Größe nach Münster trug. Von ihm erhielt Wüllner eine sehr sorgfältige Ausbildung als Komponist, ganz im konservativen Sinn, und als Pianist, so daß er sogar Beethovens Sonate für Hammerklavier mit Fuge op. 106, die noch heute zu den schwersten Klavier-kompositionen überhaupt zählt, spielen konnte.

Wüllner war als Dirigent, Chorleiter und Musikhochschuldirektor tätig in Aachen, München, Dresden, Berlin und Köln. Elly Ney erwähnt ihn in ihren Lebenserinnerungen als den Ehrfurcht erregenden Direktor des Conservatoriums zu Köln. Bruno Walter spricht von ihm als einem Meister der konservativen Schule. Lebendig geblieben sind Wüllners Arbeiten zur Chorerziehung. Das Werkverzeichnis des Komponisten endet mit op. 53. In seinem Nachlaß in der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin liegen aber noch etliche Werke ohne Opuszahl. Insgesamt ist von rund 100 Kompositionen auszugehen, die heute größtenteils zu unrecht vergessen sind.

Als einziges Werk Wüllners sind die Variationen über ein altdeutsches Volkslied op. 11 für Klavier in einem Nachdruck der Erstausgabe noch im Handel. Brahms schätzte diese Variationen hoch und vermittelte die Drucklegung bei seinem Verleger in Winterthur. Selbst ein hervorragender Pianist, hat Wüllner für „sein“ Instrument noch zwei Sonaten, zwei bedeutende Variationszyklen und eine Reihe kleiner Klavierstücke geschrieben. Daß diese Musik nicht mehr gespielt wird, liegt vor allem daran, daß die Noten seit langem vergriffen sind. An den Werken liegt es nicht, denn vor allem die Variationen op. 19 und 23, H. von Bülow und Cl. Schumann gewidmet, sind den bekannteren Arbeiten Mendelssohns, Schumanns oder Brahms‘ ebenbürtig. Gleiches gilt für die Kammermusikwerke und die Lieder. Die hochbedeutende Violinsonate op. 30 würde mit Sicherheit, gäbe es die Noten zu kaufen, häufig gespielt, ebenso das Klaviertrio oder die Cello-Variationen.


Die Solisten

Wolfgang Emanuel Schmidt, Violoncello (*1971, Freiburg i.Br.)
“... seinen Ton als ‘schön’ zu beschreiben, wäre eine maßlose Untertreibung...” (FAZ)
“...einer der führenden Cellisten seiner Generation, unserer Zeit...” (Rostropovitch)

1990 Musikhochschule Lübeck bei David Geringas - 1996-98 Juilliard School, New York, bei Aldo Parisot - seit 2000 Professor an der Hochschule für Musik Detmold, Abt. Münster.
Auszeichnungen in Auswahl: 1996 gewann er den alleinigen 1. Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn. Er ist Preisträger beim Int. Tschaikowsky-Wettbewerb Moskau und bei der Int. Leonard Rose Cello Competition, USA.
Beim Int. Rostropovitch-Wettbewerb in Paris 1994 war ihm von der Jury unter dem Vorsitz von Mstislav Rostropovitch der Grand Prix und zudem der Preis für zeitgenössische Musik verliehen worden.
Meisterkurse bei: Heinrich Schiff, Mischa Maisky, Siegfried Palm, Frans Helmerson, Daniil Shafran, Harvey Shapiro.


Indira Koch, Geige (*1972, USA)
1989 Menuhin Academy in Gstaad, Schweiz - 1991-95 Curtis Institute of Music, Philadelphia/USA, bei Aaron Rosand und Felix Galimir - 1995-97 Juilliard School, New York, bei Robert Mann - seit 1999 Zweiter Konzertmeister an der Deutschen Oper Berlin
Meisterkurse bei: Igor Oistrach, Yehudi Menuhin, Miriam Fried, Franco Gulli, Rainer Kussmaul, Josef Silberstein, Alberto Lysy, Wanda Wilkomirska


Tobias Bredohl, Klavier (*1974, Münster)

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