ARCHIV 2002
 

"In anderen Sprachen"
Ausstellung, Lesungen und Konzerte
mit jungen, international renommierten Künstlerinnen und Künstlern

Kunsthalle Recklinghausen
Oktobr 2002 - Januar 2003

 

Mit der Verleihung der “GWK Förderpreise 2002” am 26. Oktober 2002 nimmt die Ausstellung und die Veranstaltungsreihe “In anderen Sprachen” ihren Auftakt. Sie wird veranstaltet von der Kunsthalle Recklinghausen in Kooperation mit der GWK. “In anderen Sprachen” bringt von Oktober bis Januar Kunst, Musik und Literatur in einen spannenden, kontroversen Dialog, indem es in der Kunsthalle Recklinghausen herausragende junge Künstlerinnen und Künstler aus Nordrhein-Westfalen vorstellt, die auch im Ausland schon hervorgetreten und mit Preisen ausgezeichnet sind.

20 hochkarätige Künstlerinnen und Künstler, darunter 17 Förderpreisträger der GWK, konnten für eine Ausstellung, eine Lesung oder ein Konzert oder die Kombination dieser beiden gewonnen werden. Die Ältesten sind um die 40, die jüngste ist erst 15 Jahre alt. Sie arbeiten international erfolgreich und sind untereinander so verschieden, daß die Begegnung mit einem jeden und einer jeden, gerade auch im gemeinsamen Auftritt, andere, faszinierende Wirklichkeiten erschließt.

Die aktuellen Förderpreisträger der GWK und ausgewählte GWK-Kunstpreisträger der vergangenen zehn Jahre bespielen die Kunsthalle elf Wochen lang mit einer Ausstellung ihrer neuesten Arbeiten. Inmitten dieser Präsentation finden insgesamt sechs Lesungen und Konzerte bzw. gemischte Veranstaltungen mit Literatur und Musik statt.



"In anderen Sprachen": Ausstellung

27.10.2002 - 12.01.2003
Eröffnung: 26.10.2002, 17.00 Uhr
Öffnungszeiten: Di - So und feiertags 10.00 - 18.00 Uhr
Heiligabend und Silvester 10.00 - 13.00 Uhr
Kunsthalle Recklinghausen, Große-Perdekamp-Str. 25, 45657 Recklinghausen

Die Kunstausstellung zeigt neben den aktuellen GWK-Preisträgern 2002, Michael Göring und Stephan Homann, fünf weitere, mittlerweile international tätige GWK-Kunstpreisträger der letzten Jahre:

  • Matthias Beckmann (Köln)
  • Mark Formanek (Köln/Münster)
  • Karin Geiger (Düsseldorf) & Astrid Bornheim (Stuttgart)
  • Carsten Gliese (Münster)
  • Michael Göring (Münster)
  • Stephan Homann (Münster/Berlin)
  • Silke Rehberg (Sendenhorst)

Die Ausstellung läuft vom 26. Oktober 2002 bis zum 12. Januar 2003
und wird im Rahmen der Verleihung der “GWK Förderpreise 2002” eröffnet.


"In anderen Sprachen":
2 x Lesung - 3 x Lesung und Konzert - 1 x Konzert

Die Veranstaltungsreihe “In anderen Sprachen” bringt zwei Lesungen, ein Konzert und drei Lesungen mit Konzert. Sie eröffnet und schließt mit einer Doppellesung. Die Lesungen finden jeweils als Matinée am Sonntagmorgen um 11 Uhr in der Kunsthalle Recklinghausen statt.

Weder als Illustration oder als Kommentar zum Text noch bloß zur Entspannung kommt die Musik in den gemischten Veranstaltungen ins Spiel. Im Mit- und Gegeneinander von Literatur und Musik werden vielmehr Parallelen zwischen den Kunstgattungen deutlich, das beiden gemeinsame kompositorische Moment tritt hervor, Spiel- und Schreibweisen werden vergleichbar. Und dabei ist’s ein ästhetischer Genuss der Extraklasse. Die Namen der Aufführenden versprechen Musikdarbietungen und literarische Texte vom Feinsten:

Lesung: Sonntag, 03.11.02, 11.00 Uhr
Norbert Hummelt, Gedichte - Nicolai Kobus, Gedichte

Lesung und Konzert: Sonntag, 17.11.02, 11.00 Uhr
Anke Velmeke, Prosa - Marko Kassl, Akkordeon

Lesung und Konzert: Sonntag, 01.12.02, 11.00 Uhr
Sandra Niermeyer, Prosa - Roman Viazovskiy, Gitarre

Lesung und Konzert: Sonntag, 08.12.02, 11.00 Uhr
Barbara Köhler, Texte - Simon Hanrath, Saxophon

Lesung: Sonntag, 12.01.03, 11.00 Uhr
Sabine Scho, Gedichte - Stefan Beuse, Prosa

Konzert: Sonntag, 12.01.03, 15.00 Uhr
Suyoen Kim, Violine - Tobias Bredohl, Klavier

Künstlergespräch: Sonntag, 19.01.2003, 11 Uhr und 15 Uhr
mit Matthias Beckmann, Mark Formanek, Karin Geiger und Astrid Bornheim, Carsten Gliese, Michael Göring, Stephan Homann und Silke Rehberg


Ein ausführliches Programmheft ist kostenlos zu erhalten bei
Kunsthalle Recklinghausen
Große-Perdekamp-Str. 25-27
45657 Recklinghausen
Tel: 02361 / 50 19 35 , Fax: 02361 / 50 19 32

GWK
Warendorfer Str. 24, 48145 Münster
Tel: 0251 / 591 32 14 , Fax: 0251 / 591 65 40
Email: gwk@lwl.org


Ausstellung: Die Bildenden Künstler

 
     
       
   

Matthias Beckmann, Zeichnungen
Matthias Beckmanns Serie von Zeichnungen zeigt eine Museumsbesucherin in Auseinandersetzung mit ausgewählten Exponaten. Am Beispiel der Rezeption von Kunstwerken setzt der Künstler den Prozeß der Wahrnehmung ins Bild. Mit leiser Ironie hält er das ganz subjektive Sehen seiner Figur fest und weist zugleich - im spontan hingeworfenen Strich, der skizzenhaften Ausführung der einzelnen Zeichnung, durch die Wahl des jeweiligen Ausschnitts sowie durch die Entscheidung gegen das Einzelbild und für die Serie - auf das Prozeßhafte und die Perspektivität seines eigenes Sehens sowie derer, die seine Zeichnungen betrachten.

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Mark Formanek, Aktionskunst
Mark Formanek stellt sein “Archiv der 100 Statements” vor, eine Sammlung von je 100 Äußerungen verschiedenster Privatpersonen, die speziell für das Archiv geschrieben wurden. Der Künstler gibt keine Inhalte vor, kürzt die Texte nicht, zensiert sie nicht, bringt sie jedoch in eine einheitliche äußere Form. Das Archiv besteht seit 1991 und wird seitdem ständig erweitert. Es wird in Form von Plakaten, Anzeigen, losen Blättern, Broschüren oder Ausstellungen öffentlich präsentiert bei Wahrung der Anonymität der Autoren. Mark Formanek provoziert die Lust, sich zu offenbaren in einem Kontext, der frei ist von jedweder Sanktion. Er spielt mit den gängigen Vorstellungen von dem, was man sagen darf und was nicht, mit dem Gegensatz von äußerer Rolle und nicht gelebter Individualität, Norm und Eigenart, Schein und Sein.

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Karin Geiger & Astrid Bornheim,
Fotografie und Installation

Die Gemeinschaftsarbeit der Fotografin Karin Geiger und der Architektin Astrid Bornheim kombiniert fotografisch-zweidimensionale und bildhauerisch-architektonische Elemente. Künstlerische Fotografien realer Gebäude werden nicht auf der Museumswand, sondern auf skulptural-modellhaft wirkenden Architekturen, die in den Ausstellungsraum gebaut sind, präsentiert. Geiger/Bornheim inszenieren grundlegende Parameter des Raumes, wie Maßstab, Proportion, Funktion und soziale Interpretation. Kritisch reflektieren sie Architektur als Ausdruck, als Portrait bzw. Sprache ihrer Gestalter und Nutzer, thematisieren sie die Raumstruktur und ihre unterschiedlichen Lesarten sowie die Repräsentation von Raum in zwei- und dreidimensionalen Medien.

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Astrid Bornheim (*1969): Architekturstudium an der Technischen Universität Carolo Wilhelmina, Braunschweig - Meisterschülerin an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien, bei W.D. Prix/coop himmelblau - Gaststudium an der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig und an der Technischen Universität Wien - seit 1999 Lehrtätigkeit am Lehrstuhl “Entwerfen und Baugestaltung”, Braunschweig - Auszeichnungen (Auswahl): 2002 Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung - 2001 Stipendium Akademie Schloß Solitude, Stuttgart

 
       
 

Carsten Gliese, Installation
Carsten Gliese zeigt die monumentale Fotografie eines Architekturmodells. Das Bild ist eine Art Collage und Produkt eines komplexen Transformationsprozesses, in dem der Künstler S/W-Fotos eines realen Gebäudesegments als Ausgangsmaterial gebraucht. Mithilfe der Fotos baut er ein Pappmodell des aufgenommenen Raums und fotografiert auch dieses aus verschiedenen Perspektiven. Ausgewählte Fotos des Modells setzt er dann zum Endbild, das kein Abbild mehr und in sich nicht vollkommen homogen ist, zusammen, um es in dem fotografierten Gebäude, am Ort der Aufnahme selbst zu installieren. Carsten Gliese dekonstruiert eine funktional bestimmte Architektur und überführt sie in ein zweckfreies Bild, welches allein an ästhetische Kriterien gebunden ist. Ein Modell des Arbeitens der ästhetischen Phantasie gibt der künstlerische Verwandlungs- und Konstruktionsprozeß selbst; ihrer Wirklichkeit verändernden Kraft setzt die monumentale Fotomontage ein Denk-Mal.

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Michael Göring, Objekte
Michael Göring benutzt Alltagsgegenstände und arrangiert sie neu in befremdlichen Konstellationen und Situationen. Mit ihrer vertrauten Bedeutung und Funktion entzieht er ihnen den Markt- und Gebrauchswert und definiert sie subjektiv anders, “schräg”: als Objekte in einem freien künstlerischen Spiel. Phantasievoll und kalkuliert, humorvoll bis latent aggressiv ist darin die Realität ver-rückt in ein dreidimensionales Bild. Wo die Szene statisch wirkt, zeigt sie zumeist eine prekäre Situation, ist sie Moment eines latenten Zerstörungsprozesses oder ironisches Zeichen für den Zurichtungs- und Gewaltcharakter, der der Kultur auch innewohnt. Der Un-Sinn dieser Kunstwerke eröffnet die Möglichkeit des kritischen Blicks auf das Gewöhnliche, die interaktiven Arbeiten provozieren ästhetische Probehandlungen als virtuelle Veränderungen der Lebenswelt.

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Stephan Homann, Skulptur
Stephan Homann inszeniert mit Einzelskulpturen oder skulpturalen Ensembles, häufig mit Musik und Geräusch ausgestattete, Bilder im Raum. Diese zeigen Modelle von Gegenständen und Szenarien des täglichen Lebens, welche unterschiedliche Lebensstile repräsentieren; zuweilen sind “echte” Alltagsobjekte ins Bild integriert. Die handwerklich perfekt gearbeiteten Modelle spiegeln die Sprache, die Form, die gesellschaftliche Bedeutung und die technische Perfektion, auch das Scheinhafte der realen Objekte, sie funktionieren jedoch nicht und sind nicht nutzbar wie sie. Ihr “Gebrauchs”-Wert ist rein ästhetisch. Ironisch, unterstützt durch aussagekräftige Titel, unterminiert Stephan Homann die Zeichen der “heilen Welten” und stellt in physisch stark gegenwärtigen Bildern das Simulacrum der Lebenswelten zur Diskussion.

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Silke Rehberg, Objekte und Zeichnungen
Silke Rehberg zeigt Keramikfiguren, die einen Menschen in verschiedenen Kontexten darstellen, und eine Auswahl der Zeichnungen, mit denen sie die ausgestellten Objekte vorbereitete. Metaphorisch thematisieren die Arbeiten das Problem individueller Identität. Gegen die postmoderne These von der Auflösung des Subjekts setzen sie das überlieferte Konzept der “persona mixta” in Szene: Identiät ist immer schon plural, das Ich gemischt, verschieden in unterschiedlichen Handlungszusammenhängen, anders auch je nach Befindlichkeit, doch immer auf einen Persönlichkeitskern bezogen. Subjektivität definiert sich im Wechselspiel von Bedingtheit und Freiheit, sie ist ein lebendiges Ineinander von Innen und Außen, das Ich ein unabschließbarer, doch um eine je spezifische Mitte zentrierter Prozeß.

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    Musiker und Autoren - Die einzelnen Veranstaltungen
(Lesung, Konzert)

Lesung: Sonntag, 03. November 2002, 11 Uhr
Norbert Hummelt und Nicolai Kobus

Programm: Norbert Hummelt und Nicolai Kobus lesen neue Gedichte

 
 

 

 
 

Norbert Hummelt (*1962)
In romantischer Tradition, zart rauschhaft und traumnah, hochmusikalisch, in “einfachen” Worten und Bildern, spricht das lyrische Ich Norbert Hummelts sich und die Außenwelt aus. Sein Vers öffnet sich auf die Wirklichkeit, ist nah bei den Dingen und Wesen - im Gegensatz zur gewöhnlichen Sprache, die das Gedicht in sich aufgehoben hat. Sind in jener die Sprechenden, Erwachsene, der Welt und sich selber fern und fremd, so schenkt die Poesie Norbert Hummelts eine zweite, höhere Kindheit: Sie ist Lebensmittel und “glücksstoff”, wenn sie die alltägliche Wirklichkeit entrückt und gerade dadurch innerlich ganz gegenwärtig macht.

Auszeichnungen (Auswahl): 2000 Hermann-Lenz-Förderpreis - 1998 Mondsee-Lyrikpreis - 1997 Stipendium “Das 2. Buch” der Stiftung Niedersachsen - 1996 Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln - Veröffentlichungen: zeichen im schnee. Gedichte. 2001 - singtrieb. Gedichte mit CD. 1997 - knackige codes. 1993 - Essays und Gedichte in Zeitschriften

 
       
 

Nicolai Kobus (*1968)
Nicolai Kobus ist ein poeta doctus. Neben seiner Lebens- macht er seine Lese-Erfahrung zum Material des Gedichts. Es tritt ins Gespräch mit den Großen: Bach oder Hendrix etwa oder Pound, Rilke, Benn, Schwitters, Dürer. Kobus zitiert sie, spielt auf sie und andere an, macht sie zum Thema oder zum Ausgangspunkt seiner Verse. Nüchtern-objektivierend ist deren Ton, hart melancholisch die Grundhaltung des Ich, das sich in seiner Lyrik eher verschließt als offenbart, gegen den “wind dieser hölle” sich panzert. Indem im Gedicht “eine gestalt aus dem Nebel tritt, den man gemeinhin lebeN nennt”, bedeutet es Selbstvergewisserung, Haltung und Halt.

Auszeichnungen: 2002 Stipendium der Stiftung Kulturfonds im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop - 2001 Stipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen - Wolfgang-Weyrauch-Preis beim Literarischen März 1999 in Darmstadt - Veröffentlichungen in Zeitschriften, Zeitungen und Anthologien

 
       
    Lesung und Konzert: Sonntag, 17. November 2002, 11 Uhr
Anke Velmeke und Marko Kassl

Programm
Anke Velmeke liest aus “Luftfische”
und aus dem Romanmanuskript “Sí o no”.
Marko Kassl, Akkordeon:
- Domenico Scarlatti (1685-1757): 3 Sonaten
- Nikolaus A. Huber (*1939): Auf Flügeln der Harfe
- Astor Piazzolla (1921-1992): S.V.P.
- Mika Väyrynen und Jari Hietanen (*1967):
  A Face from the Shadows.
- Hommage to Piazzolla
- Astor Piazzolla: Sentido unico
 
       
 

Anke Velmeke (*1963)
Anke Velmekes Romane erzählen von Töchtern. Von Lenes Aufwachsen in einer westfälischen Kleinstadt, ihrer Konfrontation mit dem Vater und dem Sterben der Mutter handelt “Luftfische”; um zwei Dreiecks-“Geschichten” des weiblichen Ich und seine Beziehung zur Mutter, die Malerin ist, geht es in “Sí o no”. Diese Prosa spannt sich zwischen einem Realismus, der das Gewöhnliche wie das Außerordentliche souverän subjektiv, scharf, bisweilen karikaturhaft, manchmal humorvoll ins Bild setzt, und dem präzisen, auch ins Surreale und Traumhafte wuchernden Ausdruck des Inneren. Anke Velmekes Roman ist ein kunstvoller “Tanz auf Distanz”: Die Handlung ist nicht chronologisch gegeben, sondern assoziativ choreographiert in Bildern, Szenen und Episoden, die Sprache immer kontrolliert und kalkuliert, dabei hochmusikalisch und zum Greifen konkret.

Auszeichnungen (Auswahl): 2001 GWK Förderpreis Literatur - “Luftfische” ist Buch des Jahres 2000 des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Rheinland Pfalz und wird empfohlen von der ZDF-“aspekte” Redaktion - 1999 Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin - Veröffentlichungen: Luftfische. Roman. 2000 - Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien

 
       
 

Marko Kassl, Akkordeon
Marko Kassls Spiel zeichnet sich durch außergewöhnliche Musikalität und größte technische Perfektion, durch atmosphärische Dichte und eine klangliche Nuanciertheit aus, die sogar die verschiedensten Arten von Stille noch hörbar macht. Sicher bewegt sich der gebürtige Österreicher in allen musikalischen Stilen und bringt, getragen von seiner starken Bühnenpräsenz, Transkriptionen “klassischer” Stücke für Tasteninstrumente oder Orchester sowie klassische und zeitgenössische Originalkompositionen für Akkordeon mitreißend zum Vortrag.

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    Lesung und Konzert: Sonntag, 01. Dezember 2002, 11 Uhr
Sandra Niermeyer und Roman Viazovskiy

Programm
Sandra Niermeyer liest Erzählungen und Kurzprosa und aus ihrem
Romanmanuskript “Die Abweisung”.
Roman Viazovskiy, Gitarre:
- Konstantin Vassiliev (*1972): Drei Waldbilder
- Joaquin Rodrigo (1901-1999): Sonata Giocosa
- Leo Brouwer (*1939): Sonata

 
       
 

Sandra Niermeyer (*1972)
Sandra Niermeyers Romanmanuskript "Die Abweisung" wie ihre Erzählungen und Kurzgeschichten dominiert ein fremder Blick auf die Welt. Unter ihm kippen gewöhnliche Situationen und Konstellationen ins Un-Heimliche, die Persönlichkeiten lösen sich auf, die Dinge verlieren ihre feste Identität und die eingeübten Handlungen ihren Sinn. Das wird in "Klartext" erzählt, nüchtern distanziert bis teilnahmslos, als Selbstverständlichkeit. Der Stil ist ökonomisch knapp, schnörkellos locker. Um Psychologie geht es dabei nicht. Vielmehr scheint in diesen Texten die "conditio humana" auf: Berückend, so dass es einem nachgeht, setzt Sandra Niermeyer das Bewußtsein der Absurdität menschlicher Existenz ins Bild.

Auszeichnungen: 2002 GWK Förderpreis Literatur - Würth-Literaturpreis - Veröffentlichungen: Erzählungen und Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien

 
       
 

Roman Viazovskiy, Gitarre
Virtuose Leichtigkeit und intellektuelle Strenge, dramatische Expressivität und kontrollierte Sinnlichkeit vereinigt das Spiel Roman Viazovskiys. Seine Artikulation ist glasklar, sein Ton voll, ohne Makel und rund. Der gebürtige Urkainer vereinigt das Beste der russischen und der deutschen Schule. Auf höchstem künstlerischen Niveau bringt er Ausdruck, Darstellung und Perfektion in Einklang, was ihm neben anderen großen Preisen den 1. Preis beim 42. Tokyo International Guitar Contest, dem wohl wichtigsten Gitarrenwettbewerb der Welt, einbrachte.

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Lesung und Konzert: Sonntag, 08. Dezember 2002, 11 Uhr
Barbara Köhler und Simon Hanrath

Programm
Barbara Köhler liest aus “Blue Box”, “Wittgensteins Nichte” und
unveröffentlichten Texten.
Simon Hanrath, Saxophon
- Christian Lauba (*1952): „Hard“ für Tenorsax solo
- Luciano Berio (*1925): „Sequenza IX b“ für Altsax solo
- Ryo Noda (*1948): „Improvisation“ für Altsax solo

 
       
 

Barbara Köhler (*1959)
Die Strukturen und Bedeutungen unserer Sprache als Struktur und Sinn unserer Welt entdecken und dekonstruieren die Arbeiten Barbara Köhlers. Ihr poetisches Spiel mit der Sprache nimmt, mit Ernst und Ironie und analytischer Schärfe, pointiert und witzig, aus Trauer, Verletztheit und Aufsässigkeit, die Wörter und Wendungen beim Wort. Die Texte unterlaufen die herrschenden Selbst-Verständlichkeiten, indem sie die Eindeutigkeit normalen Wortgebrauchs in musikhafter Mehrstimmig- und präziser Vieldeutigkeit entgrenzen. Mit den Wörtern bringt Barbara Köhler die Wirklichkeit selbst ins Schweben. Neu gesprochen, werden das Deutsche, die Dinge und Identitäten, die Beziehungen wieder lebendig: “So wird alles anders, / so wird es Zeit: / wir begegnen im Anderen / einander”.

Auszeichnungen (Auswahl): 2001 Förderpreis zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen - 1999 Literaturpreis Ruhrgebiet - 1997 Förderpreis NRW - Veröffentlichungen: B.K., Barbara Bongartz, Suse Wiegand (Hg.): ROSA IMMERGRUEN. EIN FLORILEGIUM. 2001 - B.K. (Übers.): Gertrude Stein: zeit zum essen. eine tischgesellschaft. CD. 2001 - Blue Box. Gedichte. 1995/22000 - Wittgensteins Nichte. Vermischte Schriften/Mixed Media. 1999 - Deutsches Roulette. Gedichte 1984-1989. 1991

 
       
 

Simon Hanrath, Klassisches Saxophon
Höchstes bläserisches Können, das den Ton noch in den extremsten dynamischen Bereichen differenziert erklingen und ein Klangspektrum entstehen läßt, das zuweilen an den Sound von Kongas oder Bongos, an einStreichinstrument oder an eine Sitthar erinnern kann, kennzeichnet das Saxophonspiel Simon Hanraths. Eine ganz individuelle Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spielfreude kombiniert mit einer Virtuosität, die ein reflektiertes musikalisches Verständnis trägt, gibt seinem Solovortrag atemberaubende Spannung und Brisanz.

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Lesung: Sonntag, 12. Januar 2003, 11 Uhr
Sabine Scho und Stefan Beuse

Programm
Stefan Beuse liest aus seinem Roman "Die Nacht der Könige"
Sabine Scho stellt ihren Gedichtzyklus "Album" und neue Texte vor

 
       
 

Sabine Scho (*1970)
Sabine Scho macht im Gedichtzyklus “Album” ein privates Fotoalbum aus dem Wirtschaftswunder-Deutschland zum Material für ihre Texte. Anhand ausgewählter Bilder und Bildausschnitte montiert sie assoziativ und kalkuliert, spielerisch und gewitzt Zeichen und Textfragmente jedweder Herkunft: vertraute O-Töne des Alltags etwa, Redensarten, Zitate von Dichtern aller Zeiten, Aufgelesenes aus der Regenbogenpresse der 50er Jahre und ihrer eigenen Gegenwart. Vielschichtige und vielstimmige, spannungsreich gebrochene, “ausnahmslos stockige” Texte sind entstanden, in denen die Welt als Sprache/als Sprechen “sachlich geschildert” und im Medium der Sprache aus den Angeln gehoben wird.

Auszeichnungen: 2001 Ernst-Meister-Förderpreis der Stadt Hagen - Leonce-und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt - Förderpreis des Landes NRW - 2000 GWK Förderpreis Literatur - Veröffentlichungen: Thomas Kling entdeckt Sabine Scho. 2001 - Morgens Agonie, abends Elend. In: Das Doppelgesicht der Großstadt. Carlo Mense, Josef Winckler und die Werkleute auf Haus Nyland. Hg. Johannes Grave e.a. 2002 - zahlreiche Gedichte in Zeitschriften und Anthologien

 
       
 

Stefan Beuse (*1967)
“Die Nacht der Könige” erzählt eine Woche im Leben des Top-Werbetexters Jakob Winter. Auf geheimnisvolle Weise wird er mit einem Verbrechen konfrontiert, das er begangen und verdrängt zu haben glaubt. Stefan Beuses “Nacht der Könige” ist ein psychologischer Roman mit Krimielementen. Er handelt vom Begehren, “König” zu sein, vom Versuch hemmungsloser Verwirklichung der nächtlichen Triebe, bis hin zum Mord, und deren Masken im Alltag; vom Wunsch nach schrankenloser Macht über die “Nacht” des Unterbewußtseins und des Körpers; von der Suche nach einleuchtenden Erklärungen für das Dunkle, das unter den glatten, intakten Oberflächen wirksam ist. In einer durchsichtigen, schlanken und leichten Sprache setzt der Roman die klare Grenze von “Tag” und “Nacht”, Rationalität und Wahnsinn, Schein und Sein außer kraft und verweigert am Ende die Lösung: “Ich kann nur über etwas schreiben, was ich mir noch nicht ganz erschlossen habe. Oder was auch für mich etwas Rätselhaftes ist. Und das ist eine Art, das zu bannen oder in irgendetwas zu hüllen, das mir etwas erklärt.”

Auszeichnungen (Auswahl): 2002 Stipendium im Atelierhaus Worpswede - 1999 GWK Förderpreis Literatur - Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb - Preis der Dreizehn - Stipendium der Kester-Haeusler-Stiftung - 1998 Hamburger Literaturpreis - Stipendium des Berliner Senats im Literarischen Colloquium Berlin - Veröffentlichungen: Die Nacht der Könige. Roman. 2002 - Gebrauchsanweisung für Hamburg. 2001 - Kometen. Roman. 2000 - Wir schießen Gummibänder zu den Sternen. Kurze Geschichten. 1997

 
       
   

Konzert: Sonntag, 12. Januar 2003, 15 Uhr
Suyoen Kim, Violine, und Tobias Bredohl, Klavier

Programm
- Wolfgang Amadeus Mozart:
  Sonate für Violine und Klavier e-Moll KV 304
- Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier und Violine F-Dur op. 24
- Franz Wüllner: Sonate für Klavier und Violine e-Moll op. 39

 
       
 

Suyoen Kim, Violine
Suyoen Kim spielt mit Leidenschaft und Ehrlichkeit, geradeheraus, mit nuancierter Sensibilität hier und dort mit kernigem Biss. Ihr Ton, den sie noch im Pianissimo mit so kraftvoller wie kontrollierter Geste artikuliert und souverän durch alle Facetten moduliert, durchdringt voll und klar, mit körperhafter Präsenz, den Raum. Die erst Fünfzehnjährige beeindruckt durch ihre musikalische Reife und ihre Natürlichkeit, durch technische Perfektion bei höchster gestalterischer Kompetenz, durch ihre Virtuosität und Frische.

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Tobias Bredohl, Klavier
Höchst individuell, in tiefem musikalischen Verstehen und in so intensiver wie kongenialer Auseinandersetzung mit dem Notentext begründet, ist die Interpretationskunst Tobias Bredohls. Der Pianist beherrscht sein Instrument vollkommen und ist doch in jedem Augenblick seinem Spiel leidenschaftlich hingegeben. Sein Auftritt ist charismatisch, sein Vortrag von äußerster Transparenz. Kraft und Zartheit sowie eine durch überragendes Formbewußtsein gezügelte Expressivität kennzeichnen seinen unter den Jungen wohl einmaligen Stil.

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