Jan
Skudlarek | GWK-Förderpreis 2008
*1986 in Hamm, lebt in Berlin
2004-2010 Studium der Hispanistik und Philosophie in Münster
und Madrid
http://www.poetenladen.de/jan-skudlarek.htm
Jan Skudlarek ist ein lyrisches Ausnahmetalent. Gewissenhaft
und erfinderisch arbeitet der Lyriker mit und in der Sprache.
Er versteht sich in der Nachfolge der Moderne von Trakl, Celan,
Eliot und hebt diese Tradition, auf der Höhe unserer Zeit,
im besten Hegelschen Sinne auf. Eine Kunstfigur, in der Jan
Skudlarek sich wiederholt selber spiegelt, ist der Landstreicher.
Diese Metapher trifft den Kern seines Dichtens, durchstreift
Jan Skudlarek mit seinen Texten doch Zeiten und Räume,
indem er die einander entferntesten Worte und Welten, innere
und äußere: organische, menschliche, anorganische,
Bücher-, Kunst- und Filmwelten, Sprachen, Geschichten und
Geschichte, Tagesnachrichten und eigene Erfahrungen, über
alle Grenzen und Differenzen hinweg artistisch zusammenzieht.
So assoziativ wie kalkuliert montiert er seine Verse, die eine
frische, frappierende, lebensvolle Bildlichkeit durchzieht,
selbst seine Genitivmetaphern überzeugen. Neologismen,
Wortspiele, die das tote metaphorische Potential der Sprache
lebendig machen, die aus ihren Klängen neue Bedeutung gewinnen
und manchmal witzig sind, Anspielungen, versteckte und erkennbare
Zitate sind kunstvoll in die Texte gewoben, grammatische Vorgaben
geschickt verschoben. Die Gedichte müssen gehört und
sie müssen gelesen werden. Sie haben eine ganz eigene Musik,
einen melancholisch-rauhen Klang: eine "'rostige Landstreicherstimme".
Zeilenbrechung und ungewohnte Verseinzüge stellen auch
optisch Bedeutung her, skalieren die Lese- und Vortragszeit,
provozieren eine eher stockend-holprige Lektüre. So verweigern
sich Jan Skudlareks Gedichte schnellem Verstehen. Aber auf Hermetik
und Weltflucht sind sie nicht aus, im Gegenteil: sie öffnen
den Blick und machen Horizonte in einer absurden Wirklichkeit
auf.
Susanne Schulte
Laudatio zum GWK-Förderpreis 2008