Adrian
Kasnitz | GWK-Förderpreis 2011
*1974, aufgewachsen in Lüdenscheid, lebt in Köln
Studium der Geschichte in Köln und Prag
www.poetenladen.de/adrian-kasnitz.htm
Sachlich, unpathetisch, wie selbstverständlich, häufig
im Parlandoton, mitunter auch mit Humor und Selbstironie verschiebt
Adrian Kasnitz in seinen unveröffentlichten Gedichten "Glückliche
Niederlagen" das allseits und eindeutig Bekannte ins Ambivalente
und Nichtgeheuere. Eine Art Film aus Sprache läuft in den
Texten ab, in dem eine Alltagsszene, die gewöhnlichen Dinge
und Handlungen sowohl nah als auch auf Abstand gehalten sind.
Sie werden fremd, gewinnen andersartige Kontexte und symbolische
Bedeutung. Diese aber ist nicht festzumachen. Mehrdeutigkeit
und Unbehagen und Fragen kommen auf, nicht Antworten, keine
Gewissheiten. Sinn entsteht und entzieht sich zugleich. Die
reimlosen, klug umbrochenen und rhythmisierten Verse entlassen
(in) eine Offenheit, die irritiert – und inspiriert. Man
könnte diese Lyrik als "säkular-nüchterne
Romantik" labeln. Ein langer Reflexionsprozess, der ihnen
vorausgeht, ist in den Gedichten spürbar. Nahezu vollständig
ist er in ihnen Bild geworden. Adrian Kasnitz vertraut in das
poetische Bild, den inneren Film, in die Evokationsmacht der
gebräuchlichen Wörter, wenn er sie ganz eigen-sinnig
und nur scheinbar einfach gebraucht. Sanft leiten die Gedichte
aus der Behaustheit des Bürgerlichen, der konventionellen
Wahrnehmung und Sprache hinaus in eine geistig-seelische Obdachlosigkeit,
die fasziniert und in welcher das lesend-hörende Ich seine
Realität, seine Sprache und ihre wirklichkeitsstiftende
Macht, damit aber sich selbst neu erleben kann.
Susanne Schulte
Laudatio zum GWK-Förderpreis 2011
Die Jury zum GWK-Förderpreis Literatur 2011 bildeten Dr. Insa
Wilke, Leiterin des Literaturhauses Köln, Hauke Hückstädt,
Leiter des Literaturhauses Frankfurt, und der Lyriker und GWK-Preisträger
Hendrik Rost aus Lübeck.