Lena
Henke | GWK-Förderpreis 2015
*1982 Warburg, lebt in New York
Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste,
Städelschule, in Frankfurt a.M. bei Martha Rosler und Prof.
Michael Krebber, bei dem sie auch Meisterschülerin war,
und als Erasmus-Stipendiatin an der Glasgow School of Art.
Foto: Topical Cream
"Lena Henkes Arbeiten sind von großer ästhetischer
Eigenwilligkeit, Vielfältig- und Vielschichtigkeit, von
zuweilen still überwältigender sinnlicher Wucht. Mit
ihren Skulpturen und Zeichnungen transformiert die Bildhauerin
deren Präsentationsraum, so dass ein Ausstellungssaal nicht
zufällige Hülle, sondern konstitutiv-aktives Moment
einer Arbeit ist: Der Raum insgesamt ist das Werk und dieses
ephemer. Die Künstlerin entwickelt Installationen in der
strikten, doch nicht in enger Bedeutung des Terminus. Denn in
den Kunst-Raum holt sie Gesellschaft und Geschichte sowie ihre
eigene Biografie, konkret u.U. die Stadt und die Region, in
der ihre Schau stattfindet, hinein – in der GWK-Preisträgerausstellung
im Dortmunder Kunstverein etwa schon mit dem Ausstellungstitel
„Hellweg“ (der Hellweg durchschneidet die ‚Westfalenmetropole‘
unweit des Kunstvereins) und einem direkt auf die Wand gezeichneten
venezianischen Wappen, das Titel und Laufzeit der Schau mit
ihrem Namen als Inschrift trägt. Zudem scheint der Ausstellungsort
selbst sowie die Institution GWK, die in Spannung zum Lebensmittelpunkt
Lena Henkes stehen, die biografische Thematik der Präsentation
inspiriert zu haben, in der die Künstlerin ihre ostwestfälische
Herkunft mit ihrer Situation als Kosmopolitin in der Weltstadt
New York kurzschließt und ihre Selbstbestimmung als Künstlerin
reflektiert. Vieles kann für Lena Henke Ausgangspunkt und
prinzipiell alles bildhauerisches Material werden. Alltagsgegenstände
wie Pferdehalfter und Bindegarn, Klappstühle, Deoflaschen
und Tabakdosen sind als Elemente ihrer Objekte mit mehr oder
weniger abstrakten, assoziationsträchtigen plastischen
Gebilden kombiniert, die z.B. aus Holzplatten oder Stahl, Planen,
Seilen, Teer, Farbe oder Epoxidharz gemacht sind. Dazu können
Wandzeichnungen kommen, die im Photoshop aus Stadtplänen,
Fotografien, Zeichnungen von Kollegen etc. montiert und auf
die Wand übertragen wurden. Womit die Künstlerin jeweils
arbeitet und in welcher Technik, hängt, ebenso wie ihre
Formensprache, von ihrer jeweiligen Absicht ab. Oberflächlich
ist ein Henke-Stil nicht festzumachen. Minimalismus trifft hier
auf Fülle, Abstraktion auf Gegenständlichkeit, Assoziation
auf Recherche und freie Form auf Readymade, steht Referenz semiotischer
Offenheit und privater Symbolik, biographische Reminiszenz dem
Gesellschaftsbezug gegenüber, das Leichte dem Schweren,
Filigran-Fragiles trifft auf Grobes, Bilder vom Leben aufs Memento
Mori. Das ist Ausdruck von Freiheit und Souveränität.
Allen Installationen ist der große Wurf, die sichere Formgebung,
der raumgreifende Gestus gemeinsam und die Balance widerstreitender
Momente, die spannend ist und in ihrer Intensität, Frische,
Vitalität beeindruckt und überzeugt."
Susanne Schulte, GWK
Laudatio zum GWK Förderpreis 2015
JURY
Der Jury des GWK-Kunstpreises 2015 gehörten Oriane Durand,
Leiterin des Dortmunder Kunstvereins, der Direktor des Skulpturenmuseums
Glaskasten Marl, Georg Elben, der Künstler und GWK-Preisträger
des Jahres 2011 Benjamin Greber, Jule Hillgärtner, Direktorin
des Kunstvereins Braunschweig, und die Kuratorin Ingrid Raschke-Stuwe
an.