Förderpreisträger Kunst  

Julia Gruner | GWK-Förderpreis 2016

*1984 in Lüdenscheid, lebt in Köln
2005-2010 studierte sie Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und 2007/08 an der Bezalel Academy of Art and Design Jerusalem | 2010-2015 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Katharina Grosse

www.juliagruner.com


Julia Gruner ist Malerin, doch sie malt im herkömmlichen Sinne nicht. Überraschend und eigenständig reflektiert die GWK-Preisträgerin in ihren Arbeiten die Vorstellungen und Möglichkeiten von ihrem Material, der Farbe, insbesondere der Acrylfarbe, und hinterfragt die gängigen Konzepte von Malerei und Bild, indem sie sie verfremdet und erweitert. Wann und wie wird aus Farbe, die uns überall begegnet, Malerei? Was ist ein Bild? Was ist Farbe? Dabei bedient die Künstlerin sich diverser Materialien, Werkzeuge und technischer Verfahren: vom Pinsel über Foto- und Filmkamera bis zum Elektronenmikroskop und Riesenposterdrucker; von flüssiger Acrylfarbe über konventionelle Baustoffe etwa und Fahrbahnmarkierungen aus dem Straßenverkehr bis hin zum Megaprint; vom Malen auf, in der fertigen Arbeit verschwundenen, Farb- oder ‚Bild'-trägern wie Glas und Plastikfolie über ein neues ‚Abmalen' realer Gegenstände, das ein Abformen in Acrylfarbe ist, und ein neues Malen als Schichten von Farbe zu einer elastisch-stabilen Haut, vermöge derer das Gemalte - Julia Gruner bildet Alltagsgegenstände realistisch ab - als dreidimensionales Objekt an der Wand hängen oder im Raum stehen kann, bis hin zur fototechnischen Transformation des handtellergroßen (physischen) Ausschnitts einer ihrer Plastikpaletten (Transportbehälter für Fastfood) in ein digitales, aus 400 mikroskopischen Detailaufnahmen montiertes, monumentales abstraktes Wandbild. Die Betrachter sind mit nur scheinbar ‚einfachen', mitunter humorvollen Bildern, Filmen, Objekten und Inszenierungen im Raum konfrontiert, der wiederum nicht nur geschlossener White Cube oder Black Box, sondern ebenso gut Alltagsareal und auf den städtischen Raum hin geöffnet sein kann. Julia Gruners Arbeiten regen dazu an, u.a. indem sie das alte, noch immer faszinierende Spiel des Trompe-l'œil in origineller Weise dekonstruieren und weiterspielen, sich aus neuen Perspektiven lustvoll abzuarbeiten an den grundsätzlichen Fragen der Malerei.
Susanne Schulte, GWK
Laudatio zum GWK Förderpreis 2016

JURY
Dr. Andreas Beitin, Ludwig Forum Aachen • Susanne Breidenbach, Galerie m Bochum •
Dr. Söke Dinkla, Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg • Prof. Dr. Gabriele Oberreuter, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter • Ingrid Raschke-Stuwe, Kunsthistorikerin, freie Kuratorin, Saerbeck • Kristina Scepanski, Westfälischer Kunstverein, Münster


 

 

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