Förderpreisträger Kunst  

Daniel Burkhardt | GWK-Förderpreis 2008

*1977 in Bochum. lebt in Köln
Studium im Fachbereich Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln

www.danielburkhardt.de

 


Daniel Burkhardts Video-Installationen fesseln den Blick und das Ohr, spannen die Aufmerksamkeit, verunsichern die Wahrnehmung. Der Künstler nennt seine Arbeiten selbst "RaumZeitSkulpturen", womit er seine Videos-in-situ – die Projektion an der Hochhausfassade, auf der Leinwand in einer Fabrik, einem Museum – als Skulpturen definiert und mit den Begriffen"'Raum" und "Zeit" anzeigt, worum seine Arbeiten kreisen: die Kategorien der Wahrnehmung, die Parameter der Bild- und Begriffskonstitution. Daniel Burkhardt geht mit seinen "Skulpturen" dem Prozess des Bild-Machens und des Sich-ein-Bild-Machens, er spürt dem prekären Augenblick des Bildes sowie dem Glauben an die Kontinuität der Wahrnehmung und ihrer Auflösung im sog. "Rauschen" nach. Bei unspektakulären Filmsequenzen nehmen seine Arbeiten ihren Ausgang. Aus dem Filmmaterial wählt er am Computer Einzelframes und Szenen aus, um sie digital zu fragmentieren und virtuos zu neuen, technisch perfekten, ästhetisch faszinierenden, zugleich irritierenden "Bild-Filmen" zu montieren. In diesen sind die gewohnten Regeln der Wahrnehmung, die Sukzession im Raum, die Linearität von Handlung und Zeit, die Grenze von Organisch und Artifiziell, Häßlich und Schön auf überraschende Weise außer Kraft gesetzt, ist die Vorstellung von Grenze überhaupt in Frage gestellt. Durch die formale Strenge der Arbeiten aber ist diese zugleich behauptet. Das Burkhardtsche Video-in-situ macht die Betrachter zu Akteuren in einem lustvoll-spielerischen Experiment der Wahrnehmung. Darin erweisen sich die Konzepte des statischen Bilds und des fixen Begriffs als Fiktionen, Konstrukte des Gehirns, das die Wirklichkeit, ähnlich wie Burkhardt sein Video-Rohmaterial, nach eigenen Regeln fragmentiert und konstruiert. In genau dieser Subjektivität aber liegt, wie die Videos demonstrieren, die Chance der Neugestaltung von Welt.
Susanne Schulte
Laudatio zum GWK-Förderpreis 2008

 



 

 

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