GWK-Förderpreis Literatur 2016 an Arnold Maxwill und Charlotte Warsen  

Der diesjährige Literaturpreis der GWK wird geteilt. Er geht zu gleichen Teilen an die zweiunddreißigjährige Charlotte Warsen, die 1984 in Recklinghausen geboren wurde, und an den gleichaltrigen Arnold Maxwill aus Dortmund. Die Ausgezeichneten erhalten jeweils 2.500 Euro und werden in ein Förderprogramm der GWK aufgenommen.



Charlotte Warsen
studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei, in Köln Philosophie und Amerikanistik, heute lebt sie in Berlin. Sie überzeugte die Fachjury mit "Seufzergruppen. Auszüge aus einem Klagegesang": erfrischende, nur partiell Realität abbildende, assoziativ-abstrakte und anarchisch-extrovertierte Texte, offene Sprachspiele, die nur oberflächlich als "Lyrik" zu bezeichnen sind. Warsens "Seufzergruppen", in denen durch die lückenhaft-flächige Anordnung der Zeilen auf der Seite die lineare Vers- und Leseordnung sowie die eindeutige Begrenzung eines Einzeltextes aufgehoben ist, sind nicht allein sprachliche, sondern auch optische Kunstwerke, Simultanereignisse. Sie provozieren kreative Lektüren, fordern die Lesenden als Co-Autoren. Mit dem Lyrikbegriff stellen sie die literarischen Genres in Frage und intervenieren so spielerisch wie aggressiv-entschlossen in die herrschende Ordnung der Sprache, des Denkens, Lesens und Sprechens.

Arnold Maxwill studierte Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Wien und Münster, er lebt in Dortmund. In seinem Gedichtzyklus "verschränktes Gelände", mit dem er die GWK-Jury gewann, nimmt er Teile des Dortmunder Stadtgebiets in den Blick. Die Gedichte in fest gefügter äußerer Form und strengem, analytischem, musikalisch durchsetztem Ton sind, so die GWK-Jury, spannende, hochartifizielle Konstruktionen. Bestechend überführe Maxwill das außersprachliche Gelände in eine unabhängige, Gedichtwelt, die das Gesehene nicht einfach abbildet, sondern es transformiert. Durch seine Texte macht Maxwill vor dem Hintergrund des mittelalterlich-romantischen Natursprachegedankens erfahrbar, dass das Wahrgenommene immer menschlich Gedeutetes, sprachlich Codiertes und Kontrolliertes ist, dass sich jedoch, im äußeren Gelände überraschend, im Gedicht durch dessen fremde, "unverwandte" Sprache absichtlich herbeigeführt, Lücken ins "Unverwandte" auftun, ins Unbenannte und Nichtverstandene, das eine ambivalente Freiheit verheißen kann.

Die Jury des GWK-Förderpreises Literatur 2016 bestand aus Dr. Florian Höllerer, LCB-Literarisches Colloquium Berlin, dem Autor und GWK-Preisträger 2011 Adrian Kasnitz aus Köln und dem Verleger und Lektor Reto Ziegler von der Edition Korrespondenzen in Wien.

 
   
 


 

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