"gedichtetes gelände" - Lesungen
renommierter Lyriker in der Pension Schmidt
"gedichtetes gelände", unter diesem Titel
lesen vier renommierte Lyriker in der Pension Schmidt. "gedichtetes
gelände" ist Heimatgelände im Gedicht: Heimat
– ein mit tiefen Bedeutungen, starken Gefühlen
durchsetzter Natur- oder Stadtraum. Wir haben die Heimat mit
Namen, Bildern, Geschichten belegt, in Sprache erfahren wir
sie – und oft genug als Problem. In der Literatur ist
Heimat seit jeher Thema. So auch bei den Lyrikern Christoph
Wenzel und Sabine Scho, Norbert Hummelt und Lars Reyer, die
am 25. Juni und 2. Juli 2015 auf Einladung der GWK-Gesellschaft
für Westfälische Kulturarbeit und des Fachbereichs
Germanistik der Universität Münster in der Pension
Schmidt auftreten.
Christoph Wenzel Sabine
Sho Foto: Sebastian Dreher Foto:
Matthias Holtmann
Am Donnerstag, den 25. Juni um 20 Uhr sind Christoph Wenzel
und Sabine Scho zu Gast. Abseits von Klischees und Nostalgie
evoziert Christoph Wenzel, der aus Hamm stammt und in Aachen
lebt, die untergegangene Welt des Kohlebergbaus und setzt
sich mit den Auswirkungen des Strukturwandels auf den Alltag
der Menschen im Ruhrgebiet auseinander. Der Lyriker vergleicht
sein Verfahren beim Schreiben eines Textes mit dem Prozess
der Entstehung von Kohle. Wie Kohle entsteht sein Gedicht
durch Verdichtung. So montiert er etwa Erinnerungen und Erzählungen,
dialektale Redewendungen oder Zitate zu kurzen, aber komplexen
und vieldeutigen Texten. Dafür erhielt er u.a. die Förderpreise
der GWK und des Landes NRW. 2012 erschien sein dritter Lyrikband
"weg vom fenster".
Sabine Scho aus Ochtrup zog es über Münster, Hamburg
und Sao Paulo nach Berlin. Wer das sprachliche Gelände
der Lyrikerin betritt, trifft zum Beispiel auf Tiere in Zoos
und auf Bildern. So steht Schos Gedichtzyklus "Nachfolgende
Tiere" u.a. im Dialog mit den Tierlebenbildern des Renaissancemalers
Ludger tom Ring, dessen Gemälde im Landesmuseum für
Kunst und Kultur in Münster ausgestellt sind. In ihren
beziehungsreichen und vielschichtigen Texten schärft
Sabine Scho den Blick für Machtverhältnisse in Natur
und Kultur, Geschichte und Sprache. Neben dem GWK-Förderpreis
erhielt sie u.a. den Leonce-und-Lena-Preis und den Preis der
Deutschen Schillerstiftung. Sabine Scho veröffentlichte
zuletzt den Text- und Fotoband "Tiere in Architektur".
Norbert Hummelt Lars
Reyer Foto: Kerstin Nieke
Foto: Dirk Skiba
Am 2. Juli stellen Norbert Hummelt und Lars Reyer ihre lyrischen
Heimatgelände vor. Die "gedichteten gelände"
von Norbert Hummelt sind das Rheinland, aus dem er stammt,
sowie die Mark Brandenburg und Berlin, seine Wahlheimat. Melancholisch
evozieren Hummelts Gedichte häufig Situationen seiner
Kindheit und Jugend, Tagträume oder Erlebnisse des lyrischen
Ich. Oft ist die Landschaft Auslöser von Erinnerungen,
in seinen Gedichten wird sie Schauplatz inneren Geschehens.
Hummelt veröffentlichte seinen ersten Gedichtband 1993,
zuletzt erschien "Pans Stunde". Für seine Arbeit
wurde er u.a. mit dem Förderpreis des Landes NRW und
dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium ausgezeichnet.
Lars Reyer lässt in seinem Gedichtband "Magische
Maschinen" seine Herkunftslandschaften aufleben, das
industrielle Sachsen der DDR mit Werdau, wo er geboren wurde,
und das Münsterland, wohin er mit seiner Familie 1989
übersiedelte. In seinen Gedichten entstehen vielschichtige
Szenarien von Schönheit und Düsternis, die sich
zum Beispiel an Familienfotos, Musik von Thrash Metal bis
Hiphop, an Alltagssituationen oder Gedichten anderer Autoren
inspirieren. Lars Reyer erhielt 2013 den GWK-Förderpreis
und veröffentlichte im selben Jahr seinen zweiten Gedichtband
"Magische Maschinen".