Die
Wahrnehmung des Menschen scheint seit der Moderne eine Zäsur
erfahren zu haben. Was früher nach Modellen der zeitlichen
und räumlichen Kontinuität organisiert war, stellt
sich nun verstärkt asynchron und mehrdimensional dar. Nicht
erst Einstein hat in "Über die spezielle und die allgemeine
Relativitätstheorie" Simultaneität als adäquate
Zeit-Raum-Kategorie beschrieben, indem er die Bewegungs- und
Standpunktbezogenheit im Objekt-Beobachter-Modell dynamisch
interpretierte. Auch in Film, Literatur, Fotografie, Architektur
und Philosophie wurden Modelle der Gleichzeitigkeit entworfen,
um im Anschluss an die Krise der Erkenntnis (Kant, Nietzsche)
und den Kulturwandel der Moderne neue, an die pluralen und flexibilisierten
Lebensbedingungen des 20. und 21. Jahrhunderts angepasste Formen
der künstlerischen Darstellung und wissenschaftlichen Analyse
zu schaffen. Die Konferenz "Gleichzeitigkeit – Modelle
der Simultaneität in den Wissenschaften und Künsten"
vom 3. bis 5. Mai 2012 am Leonardo-Campus Münster beschreibt
Entwicklungen in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft,
die den Paradigmenwechsel von linearen zu simultanen Zeitkonzepten
erhärten. Vier junge bildende Künstler – Matthias
Danberg (Düsseldorf/Münster), Jun Jiang (Münster/Shanghai),
David Scheidler (Enschede), Peter Schloss (Düsseldorf /
Bochum) – reflektieren das Thema in eigens für das
Projekt entwickelten Installationen.