"Christian Gieraths 2000 – 2005"
Ausstellung zum GWK Förderpreis Kunst 2006

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster,
Domplatz 10, 48143 Münster
26.11.2006 – 07.01.2007
Di – So 10.00 – 18.00 Uhr
DO 10.00 – 21.00 Uhr

Christian Gieraths ist der Kunstpreisträger der GWK 2006. Im Vorwort zum Katalog "Christian Gieraths. Cityscapes", der zum GWK Förderpreis Kunst 2006 erscheint, schreibt Dr. Brigitte Franzen, Mitglied der diesjährigen Jury und Kuratorin der Ausstellung "Christian Gieraths 2000 – 2005" im Landesmuseum:

Der Fotograf Christian Gieraths ist ein Reisender. Er fängt seine Bilder auf Fahrten ein, die ihn in alle Himmelsrichtungen um den Globus führen. Havanna, Tokio, Sarajevo, Kapstadt, Bukarest heißen einige seiner Stationen. Das Durcheilen der Räume im Nirgendwo heutiger Reiselandschaften bringt Gieraths zum Stillstand. Er fertigt eine fotografische Enzyklopädie meist menschenleerer Alltagsräume mit einer Poesie, die staunen macht. Es ist keine pittoreske Poetik, der sich der Fotograf verschreibt, sondern eine strukturelle fast konstruktive Form, die über Lineamente, Spiegelungen, Materialien und Perspektiven funktioniert. Gieraths schaut sehr genau hin und bleibt stehen, wenn andere weitereilen. Er fängt einen spezifischen Moment des Innehaltens ein und gibt ihm eine Form. Manche Bilder, die dabei entstehen, sind sehr plakativ. Flächen werden fast typographisch nebeneinander gestellt, Kontraste über manchmal minimale Farb- und Strukturverschiebungen erzeugt. Die Oberfläche der Dinge wird zum Bedeutungsträger, der kurze Moment des Bemerkens wird entzeitlicht und durch die Fotografie ausgedehnt. In allen Bildern steht ein "kurz zuvor" oder "gerade eben". Die Fotografien ohne Menschen sind nicht entmenschlicht. Die Aneignungs- und Vernutzungsspuren sind überall gegenwärtig. Hier wurde berührt, hier wird gelebt, nur eben gerade jetzt nicht. Christian Gieraths’ Blick hat demnach tatsächlich eine museale Komponente. Er lässt die jeweilige Gegenwart als Historie erscheinen, die Fotografien machen in ihrer Präzision Geschichte gegenwärtig.