Westfälische Kulturarbeit

Eine Ausstellung des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte und der GWK aus Anlass des 50. Geburtstags der GWK mit früheren GWK Kunstpreisträgern

Mit: Matthias Beckmann (Zeichnung), Alexander Braun (Installation: Video, Malerei), Antonia Low (Installation), Claus Richter (Objekt), Claudia Schmacke (Video),
Markus Willeke (Malerei)

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster
Domplatz 10, 48143 Münster
26.11.2006 – 28.01.2007
Di – So 10.00 – 18.00 Uhr
Do 10.00 – 21.00 Uhr

Aus Anlass des 50. Jubiläums der GWK Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit zeigen sechs international tätige GWK-Kunstpreisträger der letzten Jahre aktuelle Arbeiten. Mit der Ausstellung „Westfälische Kulturarbeit“ im LWL-Landesmuseum präsentiert die GWK nicht nur eine Facette ihrer heutigen Arbeit, sondern sie erinnert auch an ihre kuriose Gründungsgeschichte im Jahr 1956.







Die GWK und das LWL-Landesmuseum
Die kuriose Gründungsgeschichte der GWK

Die GWK, die sich heute der Förderung herausragender junger Künstlerinnen und Künstler der Sparten Bildende Kunst, Musik, Literatur verschrieben hat, wurde 1956 ins Leben gerufen. Der damalige Kurator des Landesmuseums, Dr. Paul Pieper, hatte bei Sotheby’s in London das Bild „Die Gräfinnen von Rietberg“ des münsteraner Malers Hermann tom Ring (1521 – 1597) für sein Haus erworben, ohne es über den Landschaftsverband Westfalen-Lippe komplett finanzieren zu können. Bei seiner Sponsorenakquise unter westfälischen Unternehmen bekam der Museumsmann mehr Geld zusammen, als er für den Ankauf des Bildes benötigte. Von der Differenz wurde die Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V. um die Jahreswende 1956/57 gegründet. Unterstützte sie als Teil der Abteilung Kulturpflege des LWL in den ersten 35 Jahren hauptsächlich Aufgaben der landschaftlichen Kulturpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, so wurde sie 1992 selbständig als Fördergesellschaft für exzeptionelle Talente der Region. Sechs von ihnen stellt sie im Landesmuseum vor:

Die ausstellenden Künstler
Mit seinen sachlichen, mitunter ironischen Zeichnungen der umstrittenen Flick Collection im Hamburger Bahnhof wirft Matthias Beckmann (*1965 Arnsberg) die Frage nach den Veränderungen in der Wahrnehmung eines Kunstwerkes auf, wenn es nicht im Original oder als
Fotografie, sondern, durch den Filter des Zeichners gegangen, als abstraktes Liniengeflecht auf Papier begegnet.

Nach der Beschreibung von Thoreaus Selbstversuch in der amerikanischen Wildnis („Walden or Life in the Woods“, 1854) hat Alexander Braun (*1966 Dortmund) sein Experiment mit Kindern in einem Natur-Wald benannt. Spielerisch thematisiert „Life in the Woods” in den Medien Video, Fotografie und Malerei den existenziellen Kreislauf von Wachsen und Vergehen und fragt nach der Zerstörung der 'Unschuld des Werdens’ durch den erwachsenen, kultivierten Menschen.

„Immer wieder wache ich auf, weil alles um mich herum fremd ist“ – in ihren Installationen macht Antonia Low (*1972 Liverpool, GB) die vertrauten Räume und Gegenstände fremd. So sensibel wie dezidiert antwortet sie auf die Museumsarchitektur mit einem massiven Baugerüst im Ausstellungsinterieur. Eine apart-filigrane Skulptur steht dem gegenüber, die aus der aufgeschlagenen Wand erwächst. Sie ist aus den Stromkabeln, die sonst versteckt liegen, in schöner Unordnung geformt.

Claus Richter (*1971 Lippstadt) setzt sich mit der gesellschaftlichen Relevanz von Fiktionen und der ideologischen Dimension des Realitätsbegriffs auseinander. In raumgreifenden Installationen macht er das Set-Design von Science-Fiction- oder Fantasy-Filmen, die Architektur und Technologie von Theme-Parks präsent und eine Fankultur, die u.a. Beispiele von Nachbauten ganzer Räume aus den jeweiligen Lieblingsfilmen in der eigenen Wohnung kennt. Sein Disney-Schwarzwaldhaus repräsentiert die "Traumfabrik" von heute, den Traum vom eignen Heim und die Fiktion der US-amerikanischen „Leit-(Light-?)Kultur“ von einer heilen Welt.

Claudia Schmacke (*1963 Witten) interessiert Kunst als Wahrnehmungs- und Transformationsprozess vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts. So ist auch ihr Video „umbilicus“ ein Experiment, das am Beispiel des Lebenselements Wasser die Dimensionen der Unschärfe, die Komplexität des globalen Energieflusses sowie die Bedingtheit menschlicher Erkenntnis und die Relationalität jeglicher Form von Identität auslotet.

Der Maler Markus Willeke (*1971 Recklinghausen) findet seine Bildmotive zumeist in den Massenmedien, im populären Film (Horror, Trash etc.), auf dem Plattencover, in der Illustrierten. Seine Bilder, vom Klein- bis Überformat, sind hochenergetische Übersetzungen medialer, häufig 'düsterer’ Realitäten, angehaltener bewegter Bilder. Der Maler hat die Aquarelltechnik in Acryl übertragen und sie, u.a. durch die Kombination mit Spraying, Dripping, allen möglichen Formen kalkulierten malerischen Zufalls, von aller Lieblichkeit und Heimeligkeit befreit.