VERANSTALTUNGEN 2004  
 

Cum Grano Salis – mit einem Körnchen Salz
Ein spartenübergreifendes Kunstprojekt und kulturhistorische Vorträge
im Rahmen der Regionale 2004

Ort: Rheine, Kloster Bentlage
Zeit: 20.06. – 03.10.2004
Eröffnung: Sonntag, 20.06.2004, 20 Uhr

 
   
   

Im Rahmen der REGIONALE 2004 wurde die Saline Gottesgabe am Kloster Bentlage, die unter Johann Conrad Schlaun im 18. Jahrhundert ausgebaut worden war, restauriert und der Park des ehemaligen Kurgartens am Gradierwerk neu gestaltet.
Als Auftakt eines spartenübergreifenden Kunstprojekts zum Thema Salz haben Jupp Ernst, Joachim Knobloch, Ursula Neugebauer, Dietmar Schmale, Gottfried Schumacher und Karin Veldhues sowie Seth Turner Skulpturen und Installationen geschaffen, die auf die "Gottesgabe" reagieren. Nach den genannten Künstlern erwarten wir im Sommer die Autoren Stefan Beuse, Anke Velmeke und Nicolai Kobus mit neuen literarischen Texten rund um’s "weiße Gold". Außerdem gibt es die Uraufführung einer Komposition von Urso Rojko nach einem poetischen Text von Ales Steger. Kulturhistorische Vorträge runden die Reihe ab.

 
 
   
 


 
     
   

Kunstausstellung
Skulpturen und Installationen zum Thema Salz

Jupp Ernst, Joachim Knobloch, Ursula Neugebauer, Dietmar Schmale, Gottfried Schumacher und Karin Veldhues, Seth Turner.

Eröffnung: Sonntag, 20.06.2004, 20 Uhr
Ort: Saline Gottesgabe
Ausstellungsdauer: 20.06. – 03.10.2004, ganztägig
Veranstalter: Kulturforum Rheine, GWK
Telefon: 0 59 71 – 9 1 84 81

Salz, das "Weiße Gold" aus Bentlage, war jahrhundertelang ein begehrtes Handelsgut, das auf der "Salzstraße" zum Salzhof in die Bischofsstadt Münster geschafft und dort weiter verhandelt wurde. Aus der Hochzeit der Salzgewinnung, dem 18. Jahrhundert, stammt die umfängliche Salinenanlage in Bentlage. Die Salzgewinnung selbst geht aber schon bis auf das Mittelalter zurück. Salz ist essentieller Bestandteil jeglichen irdischen Daseins, es hat nicht nur als das "Weiße Gold" des Mittelalters Geschichte geschrieben, es spielt auch heute noch – fast unbemerkt von Öffentlichkeit – in der Industrie als wichtiger Rohstoff eine ganz herausragende Rolle. Nicht zuletzt ist Salz auch in den großen Religionen der Welt von besonderer Bedeutung. Erinnert sei hier nur an Jesu Worte an die Apostel: "Ihr seid das Salz der Erde". An der Saline Gottesgabe werden sieben Künstler und Künstlerinnen mit Installationen und Skulpturen ihre Stellungnahmen zum Thema Salz abgeben.

 
 
 
 

Ausstellung
"Salz aus Bernburg"

Anja Leu, Hartmut Schultz/1. Kunstkreis Sachsen-Anhalt
Ort: Schalterhalle der Stadtsparkasse Rheine (Hauptstelle),
Kardinal-Galen-Ring 33
Eröffnung: Donnerstag, 01. Juli, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: Donnerstag, 01.07. – Freitag, 23.07.2004
Öffnungszeiten: während der Schalterstunden,
Mo – Fr 8.15 – 16.30 Uhr
Veranstalter: Kulturforum Rheine, Stadtsparkasse Rheine, 1. Kunstkreis Sachsen-Anhalt, ESCO Steinsalzwerke Bernburg

Auch in Rheines Partnerstadt Bernburg (Sachsen-Anhalt) wird Salz gefördert, sogenanntes Steinsalz, das in 500 m Tiefe bergmännisch gewonnen wird. Salz aus Bernburg ist auch Thema der gleichnamigen Ausstellung vom 1. Kunstkreis Sachsen-Anhalt. Vorgestellt werden Arbeiten von Anja Leu (*1967) und Hartmut Schultz (*1947), beide 1. Kunstkreis Sachsen-Anhalt. Anja Leu beschäftigt sich in ihrer Druckgrafik und Malerei mit dem Mineral Salz und der Vielfalt seiner kristallinen Strukturen. Hartmut Schultz gibt künstlerische Eindrücke von der bergmännisch-industriell geprägten Landschaft seiner Heimat wieder.

Ergänzend zu den rein künstlerischen Arbeiten werden einige besonders interessante Beispiele salzkristalliner Formen aus dem Bernburger Salzvorkommen gezeigt.

Zur Eröffnung wird Herr Dr. Klaus einen einführenden Vortrag zum Steinsalzabbau in Bernburg halten, wobei ein kurzer Dokumentationsfilm in eindrucksvollen Bildern noch einmal den Salzabbau vor Ort vorstellt.

 
 
 
   

Lesung
Stefan Beuse, Nicolai Kobus, Anke Velmeke

Sonntag, 04.07.2004, 11 Uhr
Ort: Kloster Bentlage, Festsaal
Veranstalter: Kulturforum Rheine, GWK
Eintritt: 5 EUR, Schüler und Studenten: 1 EUR
Telefon: 0 59 71 – 91 84 81

In speziell für „Cum Grano Salis” verfassten Texten thematisieren drei herausragende junge Autoren in ganz unterschiedlicher Weise das Salz.

 
  Mit Stefan Beuse (* 1967, Hamburg) ist ein Autor zu Gast, dessen Romane und Erzählungen das Dunkle unter den glatten Oberflächen von Erfolg, Familie und Wohlstand, den Riss im Getriebe des Alltaglebens entdecken. Ihre suggestiv-soghafte Spannung entsteht aus der perfekten Mischung von Sprach-Drive und Kriminalmomenten, von psychologischer Analyse und Zeitgeistkritik.  
  Anke Velmekes (*1963, Geisenheim) Prosa vereint einen subjektiven, ganz eigenartigen Blick auf das Außergewöhnliche im Alltäglichen mit dem Präzisen, auch ins Surreale und Traumhafte wuchernden Ausdruck des Inneren. Die Autorin choreographiert die Handlung assoziativ in Bildern, Szenen und Episoden. Ihre Sprache ist kontrolliert und kalkuliert, dabei hochmusikalisch und zum Greifen konkret.  
  Der Lyriker Nicolai Kobus (*1968, Hamburg) schreibt Gedichte von spröder Melancholie und hohem Formbewusstsein. Er setzt kühles Pathos ein, um es zu brechen, Ironie kippt er in Ernst und lässt in seinen eigenen Texten fremde Stimmen sprechen. Kritisch beleuchten die Verse die Gewissheiten des Lebens und setzen Zweifel und Einsichten in anschauliche Bilder.   
 
 
   

Märchenerzählen am Kamin
"Vom kostbaren Salz und anderen irdischen Schätzen"
Donnerstag, 15.08.2004, 19.30 Uhr
Ort: Kloster Bentlage, Remise
Veranstalter: Europäische Märchengesellschaft, Kulturforum Rheine
Eintritt: 7 EUR, ermäßigt 5 EUR
Telefon: 0 59 71 – 91 84 20

Vom kostbaren Salz und anderen irdischen Schätzen wie Gold und Edelsteinen, aber auch von Erde, Ton und Kohle erzählt Everhard J. Drees, ein Märchenerzähler aus dem Münsterland, der mit seinen alten Erzählungen in hochdeutscher und plattdeutscher Sprache besonders Erwachsene fasziniert. Über seine jüngste CD „Märchen aus dem Machangelland“ schrieb die Presse: „Nach dem Hören kann man gar nicht anders, als das alte Märchenbuch hervorzuholen und darin zu schmökern.“

 
 
 
   

Vortrag beim Bentlager Forum
"Die Bedeutung der Saline Gottesgabe in Bentlage
für die Wirtschaft Westfalens"

Prof. Dr. Peter Johannek, Universität Münster /
Institut für Vergleichende Städteforschung
Sonntag, 01.08.2004, 11 Uhr
Ort: Kloster Bentlage, Festsaal
Veranstalter: Kulturforum Rheine, Kloster Bentlage gGmbH
Eintritt: 5 EUR, Schüler und Studenten: 1 EUR
Telefon: 0 59 71 – 91 84 81

Die Salzgewinnung in Bentlage reicht weit ins Mittelalter, bis in die Regierungszeit des Bischofs Siegfried von Münster (Reg. 1022- 1032) zurück. In der Klosterzeit (ab 1437) unter den Kreuzherren wurde der Salinenbetrieb wohl zunächst überwiegend zur Deckung des Eigenbedarfs betrieben. Erst unter den Edelherren von Velen (nach 1611) erlebte die Saline Bentlage eine erste Blütezeit. Nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges erfolgte unter der von Fürstbischof Clemens August gegründeten Salinen-Sozietät eine grundlegende Modernisierung der Saline unter der Leitung des bekannten Salinenspezialisten Freiherr Joachim Friedrich von Beust (ab1738). Die Bedeutung der Saline Bentlage im überregionalen Wirtschaftsgefüge des Mittelalters und der frühen Neuzeit arbeitet dieser Vortrag heraus.

 
 
 
   

Vortrag beim Bentlager Forum
"Geschichte und Technologie von Tröpfelgradierwerken"

Arnold Beuke, Stadt- und Bädermuseum, Bad Salzuflen
Sonntag, 05.09.2004, 11 Uhr
Ort: Kloster Bentlage, Festsaal
Veranstalter: Kulturforum Rheine, Kloster Bentlage gGmbH
Telefon: 05971-918481 oder 05971-918400
Eintritt: 5 EUR, Schüler und Studenten: 1 EUR

Auf Grund des enormen Energiebedarfs suchten Salinisten (Salzsieder) seit dem 16. Jahrhundert nach immer neuen Methoden, die schwachprozentige Rohsole durch Verrieselung und Verdunstung „heraufzusetzen“, um damit den Brennstoffverbrauch beim Versieden deutlich zu senken. Am vorläufigen Ende der Entwicklung steht die Methode der Dorngradierung, ein Verfahren, das dem findigen Salinisten Joachim Friedrich Freiherrn von Beust (1697-1771) zugeschrieben wird. Dieser wirkte zunächst in Thüringen, dann in der Schweiz und schließlich in Westfalen, wo er auch die seinerzeit hochmoderne Salinenanlage in Rheine-Bentlage in den Jahren von 1743-45 anlegte. Der Vortrag ist dem Wirken des berühmten Salinisten gewidmet und stellt zudem die damalige Hochtechnologie der Tröpfeldorngradierung vor.

 
 
 
   

Vortrag beim Bentlager Forum
"Vom Salz in der Suppe und auf unserer Haut"

Prof. Dr. Uwe Becker, Fritz Haber Institut der Max Planck Gesellschaft, Berlin
Sonntag, 12. 09.2004, 11 Uhr
Ort: Kloster Bentlage, Festsaal
Beginn: 11 Uhr
Veranstalter: Kulturforum Rheine, VHS Rheine, Kloster Bentlage gGmbH
Eintritt: 5 EUR, Schüler und Studenten: 1 EUR
Telefon: 0 59 71 – 91 84 81 oder 0 59 71 – 91 84 00

Salz ist für jegliches irdische Leben von existentieller Bedeutung. Körperflüssigkeiten und Zellstrukturen weisen einen überaus hohen Salzgehalt auf. Die regelmäßige Aufnahme von Salzen über die tägliche Nahrung ist lebensnotwendig. Die Verdauung der Nahrung erfolgt wiederum mit Hilfe von wässerigen Lösungen und Säuren. Überschüssige Salze werden über die Haut (Schweiß) und den Harn ausgeschieden. Die heilende und desinfizierende Wirkung auf Hauterkrankungen und Wunden, Atemorgane etc. ist ein weiterer Aspekt des Salzes. Wie an anderen mitteleuropäischen Salinenanlagen, besann man sich auch hier in Rheine-Bentlage auf die Heilwirkung des Salzes, indem man ab 1890 zu der bestehenden Salinenanlage einen Bade- und Kurbetrieb einrichtete. Was Salz in unserem Körper bewegt, und warum ein Leben ohne Salz nicht möglich ist, das stellt dieser Vortrag dar.

 
 
   
   

Konzert und Lesung
Lyrik von Ales Steger und Musik von Uros Rojko

Vorgetragen von Reinbert Evers (Gitarre), Annette Kleine (Gesang), Robert Aitken (Querflöte) und Stephan Froleyks (Percussion)
Sonntag, 19.09.2004, 17 Uhr
Ort: Kloster Bentlage, Festsaal
Veranstalter: Kulturforum Rheine, GWK
Eintritt: 5 EUR, Schüler und Studenten: 1 EUR
Telefon: 0 59 71 – 91 84 81

Mit dem Dichter Ales Steger (*1973 Ptuj, Slowenien) und dem Komponisten Uros Rojko (*1954) kommen zwei führende Vertreter ihrer Kunst in Europa nach Bentlage. Ales Steger schrieb speziell für "Cum Grano Salis" prosanahe Lyrik, die Uros Rojko, Komponist und Professor an den Hochschulen in Ljubljana und Karlsruhe, für ein vierköpfiges Ensemble vertonte. Das Werk wird in Bentlage uraufgeführt.

Ales Stegers Gedichte sind Reisen ins Innere. Sie erschaffen eine imaginäre, traumdurchzogene, doch im dichterischen Bild ganz plastisch werdende Welt. Die Verse tragen das Bewusstsein, dass nichts und niemand sich gleich bleibt. Hochmusikalisch und atmosphärisch dicht machen sie das bewegte Leben der Seele erfahrbar.

Der Komponist Uros Rojko geht in seinem Werk konsequent den Weg musikalischer Verinnerlichung. Naturharmonischen Verhältnissen verpflichtet, entwickeln seine Stücke eine unverwechselbare und außergewöhnlich zeitgemäße Tonsprache. Sie sind strukturell klar, ihr Vortragsgestus ist urmusikantisch. Dabei breiten sie eine Mikrophysik des Klangs aus, die zugleich bezaubernd einfach und faszinierend ist.