ARCHIV 2002
 

Barbara Koch: “New Reds, Gums and Liquids”

Kunstverein Hattingen, Altes Rathaus
15.09. - 24.11.2002


Im Katalog, der zur Ausstellung erscheint, schreibt Dr. Siegfried Gnichwitz (Ausschnitt): “B. Koch vertritt konsequent in diesen Bildern ihr Konzept: Widersprüchliches wird, hart miteinander kontrastierend, nebeneinandergesetzt und nur durch den Einsatz gleicher Materialien und gleicher Techniken verbunden. [...] Es sind dialektische Bilder, aber sie bestehen nicht nur aus direkten polaren Gegensätzen, sondern sie sind vielfältiger: Fast monochrome Flächen werden unmittelbar neben informelle Arbeiten gestellt, die wiederum unvermittelt an Konstruktives stoßen, und zwar häufig sogar innerhalb eines Bildes, das als Teil eines Polyptychons eingesetzt wird. Die einzelnen Teile sind Bilder einer ‘non-relational’ genannten Kunst, um einen kunsttheoretischen Begriff aus der modernen amerikanischen Kunst aufzugreifen [...]. Die informellen Einzelbilder sind nicht ausponderiert, es gibt keine Hierarchie der Bildelemente, und auch die gerasterten Bilder zeigen keine Struktur, die mit bewusstem Sinn für Harmonie und Spannung und mit sensiblem Gespür für nuancierte Wirkungen gefunden wäre. Der Rest der abendländischen Tradition des Komponierens zeigt sich dann aber doch, und zwar in dem überlegten Zusammen- und Nebeneinanderstellen der Einzelbilder. [...] Die Ästhetik wird in diesen Bildern auf den ursprünglichen Kern der Bedeutung dieses Wortes zurückgeführt; denn ‘aisthesis’ heißt zunächst nur ‘Wahrnehmung’. Was wir bei den ‘Gums and Liquids’ wahrnehmen und sehen ist das, was es ist: keine Staffeleiästhetik, die den Anspruch von tradierter Schönheit besitzt, kein Illusionismus, der von dem Gemachtsein und dem Sosein der Arbeiten ablenken oder den Blick auf das Konkrete der Arbeiten durch einen vermeintlichen Inhalt verwässern könnte. [...] Es ist eine Kunst, die den gerade für deutsche Kunst von vielen für unerlässlich gehaltenen Tiefsinn vermeidet, und ehrlicherweise einen solchen Tiefsinn mit keinem Detail vorzutäuschen versucht. Die ‘Gums and Liquids’ bleiben konsequent im Hier und Heute, verweisen auf keine Welträtsel, beziehen sich auf keine kunsttranszendenten Autoritäten einer ‘Mitte’ einer ganzheitlichen Philosophie, die es nicht mehr geben kann, sondern sind ausschließlich das, was sie sein wollen: Artefakte der zeitgenössischen Kunst.”

Der Katalog zur Ausstellung ist bei der GWK für 10 EUR erhältlich.