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Karin Veldhues und Gottfried Schumacher: Ortsgedächtnis
Projektionen in der Landschaft Westfalens

17.11.2000
Beckum, Steinbruch der Firma Dyckerhoff AG

27.10.2000
Ahlen, Halde des ehem. Strontianit-Bergbaus an der Langst
Ahlen, Halde der Zeche Westfalen an der Werse

12.-13.10.2000
Rheine, Kloster Bentlage und dortige Winterlake
Rheine, ehem. Jüdischer Friedhof und Silo, Mühlenstraße

21.- 24.9.2000
Wildpark Dülmen

„Karin Veldhues und Gottfried Schumacher arbeiten mit einem wesentlichen Element der Bildhauerei: dem Licht. Architekturen oder Landschaften werden nicht als Projektionsfläche angesehen, sondern als dreideimensionale Körper und Räume im Kontakt zu ihrer gesamten Umgebung.


 
   
     
 

ORTSGEDÄCHTNIS bedeutet, daß - auf den Ort ausgerichtet - jeweils Standbilder installiert werden, die eine mehrteilige skulpturale Beziehung zwischen Natur und Technik, Landschaft und Architektur herstellen und mit ihrer Umgebung eine neue Wahrnehmung von Räumlichkeit ermöglichen. Da die Projektionen in der Regel begehbar sind, wird der Betrachter beim Durchwandern der Arbeit selbst zum integrierten, bewegenden Moment.

ORTSGEDÄCHTNIS realisiert Projektionen an besonderen Orten: So wurden einstmalige Produktions- und Arbeitsstätten ausgewählt, die im Laufe der Zeit ihre Funktion veränderten oder ganz verloren - die still-gelegt wurden. Damit wurden sie einer unaufhaltsamen und oft unspektakulären Verwandlung anheimgegeben, häufig holt sich die Natur diesen oder jenen Ort zurück. Der liegengebliebene Ort in seinem scheinbar zwecklosen Zustand ist vielleicht noch erkennbar in seiner alten Funktion. Die ehemalige Arbeits- und Produktionsstätte, der alte Verkehrsweg am Flußufer, die Zementgrube, die Halde etwa zeigen Übergangslösungen und Stationen.

Dort, wo der Mensch verändert, sind diese Zustandswechsel in der Regel markant. Dort, wo er andere Ordnungen zuläßt, wo er stehen und vergehen läßt, ist ein jeweils eigenes Zeitmaß zu beobachten. Die Lichtprojektionen von Veldhues und Schumacher stellen damit auch eine Betrachtung der Zeit dar. Diese richtet sich auf den in der Regel befristeten Stillstand, bevor sich die Räder weiterdrehen - in welche Richtung auch immer.

Orte können in der Still-Lage einen offenen und labilen Charakter haben. Das Unfertige wird kurzzeitig zu einem autonomen Zu-stand und erhält einen hohen ästhetischen Wert. Die Ruinen-Landschaft der sog. toten Bezirke außerhalb der Städte kann in ihrem Zwischenzustand lebendiger und für die Sinne anregender sein als die gut bespielte innerstädtische Einkaufszone.

Die für diese Arbeit charakteristischen Standorte werden durch die künstlerische Aktion ihrer bisherigen Kenntlichkeit enthoben, neu definiert und markiert. Ein darüber hinausgehendes Moment schafft vielleicht die Erinnerung des Betrachters, der mit den Projektionen wie mit dem Standort selbst, seiner Geschichte (seinen Geschichten) und seiner neuen Bestimmung vielleicht nachfolgend arbeitet.“

Dr. Martin Gesing, Kurator