Neun glückliche Gewinner
Schreibwettbewerb „Erzähl doch keine Märchen" der GWK und von WestLotto erfolgreich abgeschlossen

Das Glück ist derzeit in aller Munde. Die Glücksberater ziehen durch die Talkshows, die Ratgeber in Buchform sind Bestseller, Wissenschaftler studieren die Glückschemie. Für diese Debatte liefert auch das Märchen „Hans im Glück“ der Brüder Grimm Stoff. Die GWK und WestLotto haben Anfang des Jahres zu einer literarischen Auseinandersetzung mit der schillernden Figur aufgerufen. Auf die Preisfrage "Erzähl doch keine Märchen oder Verteidigt jemand Hans im Glück" antworteten 233 Autorinnen und Autoren aus NRW. Neun gingen als Preisträger aus dem Wettbewerb hervor.

Preisträger
Anke Velmeke aus Olsberg, Amos Ruwwe aus Krefeld und Jürgen Nielsen-Sikora aus Köln haben die Hauptpreise gewonnen. Sie sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert. Neben den drei Hauptpreisen werden sechs mit je 300 Euro dotierte Förderpreise vergeben, die an Gregor Bohnensack-Schlößer aus Münster, Elke Engelhardt aus Bielefeld, Martin Juhre aus Wuppertal und an Theo Schmich, Bärbel Klässner und Sabine Raml aus Essen gehen.
Die Preise werden am 1. Oktober bei WestLotto in Münster verliehen.


 
  Anthologie
Die Preisträgertexte wurden zusammen mit Originalbeiträgen von acht anderen renommierten Autoren in einer Anthologie im DuMont Verlag publiziert.
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Kontroversen um Hans im Glück

Äußerst kontrovers reagieren die Schriftsteller auf das Märchen der Brüder Grimm. Mit einem Hauptpreis im Wettbewerb wird die tragisch-ironische Kurzgeschichte über das todbringende Glück des „Adonis in Ekstase“ von Anke Velmeke ausgezeichnet, außerdem der witzige Dialog „Wat issen Glück?“ in der Mundart des Ruhrgebiets. Amos Ruwwe verhandelt hier die Möglichkeit, Märchen ins eigene Leben einzubauen. Daneben bekommt die „sozialkritische Apologie“ des Hans im Glück von Jürgen Nielsen-Sikora einen Hauptpreis. Es ist ein Essay darüber, wie ein Hans im Glück heute sein müsste, um eine ernsthafte Alternative zu den herrschenden Vorstellungen vom Glück abzugeben. Auch die anderen Beiträge reagieren sehr unterschiedlich auf den Grimmschen Hans: Er erscheint als Ärgernis und Dümmling, aber auch als Musterbeispiel eines Glücklichen, der sich den Macht-, Erfolgs- und Konsumzwängen der Gesellschaft entzieht und nach seinem eigenen Gesetz lebt. Mal ist er Vorbild, mal abschreckendes Beispiel, das verspottet wird. Mal gelingt ihm seine Selbstverwirklichung gegen Familie und Gesellschaft, mal ist er der Unterlegene, wird wahnsinnig und abgeschoben. Das Märchen dient aber auch als Sprungbrett dafür, das Prinzip des Tausches, die Struktur des Wunsches und eine Form des Glücks zu reflektieren, die der lauten Glücksreklame der Gegenwart widersteht. Vom Märchen bis zur Erzählung, vom Langgedicht bis zum szenischen Dialog sind alle literarischen Kurzformen vertreten.

Wettbewerbsjury
Die Wettbewerbsjury bildeten Dagmar Fretter (Kunststiftung NRW, Düsseldorf), Cornelia Jentzsch (Literaturkritikerin, Berlin), Dr. Herbert Knorr (Westfälisches Literaturbüro Unna), Dr. Susanne Schulte (GWK, Münster), Dr. Winfried Wortmann (Westdeutsche Lotterie, Münster).