Between the Lines
Johanna Reich und Neringa Naujokaite - digitale Kunst im Fachwerkhaus
 
 


Video, Videoinstallationen und Videoperformance

Kunstverein Kreis Gütersloh e.V.
Veerhoffhaus Am Alten Kirchplatz 2
33330 Gütersloh

16. Mai – 28. Juni 2009
Öffnungszeiten: Do und Fr 15 – 19 Uhr, Sa und So 12 – 19 Uhr

© Johanna Reich

Durch Medientechnologie geschaffene Kunst begegnet jahrhundertealter Handwerkskunst. Größer könnte der Kontrast nicht sein. Die beiden Künstlerinnen Johanna Reich und Neringa Naujokaite installieren und projizieren ihre Videokunst in den Räumen des denkmalgeschützen Veerhoffhauses des Kunstvereins Kreis Gütersloh. Zur langen Nacht der Kunst am 16. Mai 2009 werden nach Einbruch der Dunkelheit auch die Außenwände, des wegen der Dachsanierung komplett eingerüsteten Fachwerkbaus, vorübergehend zum virtuellen Bildträger.

Die aus Westfalen stammende Johanna Reich und die in Litauen geborene Neringa Naujokaite artikulieren in ihren Arbeiten Fragen nach unseren Sehgewohnheiten. Fragen nach der Wahrnehmung unseres sozialen Umfeldes, unserer Identität und der der anderen. Sie fragen auch nach der Glaubwürdigkeit der Bilder. Was ist manipuliert und was ist real?

Da bemalt eine schwarz gekleidete Frau eine weiße Wand in ruhigen fast meditativen Bewegungen mit schwarzer Farbe und verschwindet vor den Augen des Betrachters im Bild, weil die Kamera wegen der Lichtverhältnisse nicht zwischen der schwarzen Kleidung der Frau und der schwarzen Malerei unterscheiden kann. In ihren „poetischen Laboratorien“ bringt Johanna Reich mit einfachen aber wirksamen Mitteln die verwendete Technik an ihre Leistungsgrenzen und eröffnet uns durch diese Verfremdungsstrategie neue Möglichkeiten das Sehen zu begreifen.

Ein Gleitschirm „schwimmt“ frei und losgelöst im scheinbar endlosen Blau des hohen sommerlichen Himmels. Das Gefühl des schwerlosen Schwebens stellt sich unmittelbar ein. Der Traum vom Fliegen wird zum jähen Absturz, sobald die unten im Bild laufende Textzeile mit Aussagen vom Mobbing betroffener Mitmenschen bemerkt wird. Neringa Naujokaite fragt nach unserem sozialen Verhalten, nach dem Umgang miteinander. Stets kontrastieren soziale
Umstände mit der bildnerischen Ästhetik und schaffen einen Spannungsbogen der ihre Zusammengehörigkeit verdeutlicht, gleich den zwei Seiten einer Münze.

Im Gegensatz zu den alltäglichen medialen Bilderfluten mit ihren raschen Bildwechseln verbreiten die Werke beider Künstlerinnen eine besonnene Stille und Poesie. Sie fordern Aufmerksamkeit und konzentriertes Hinsehen ein.

www.kunstverein-gt.de