VERANSTALTUNGEN 2007  
 

BildGeheimnis tom Ring
Neue literarische Zündungen

 
   
   


Noch heute zünden die Gemälde der drei Maler tom Ring. Jedes ihrer Bilder lässt ein Geheimnis spüren, das sich rein wissenschaftlicher Deutung entzieht. Aus Anlass ihres 50. Geburtstags gab die GWK, in Zusammenarbeit mit dem LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, bei Stefan Beuse, Sylvia Geist, Katharina Hacker und Sabine Scho literarische Beiträge zu ausgewählten Gemälden von Ludger tom Ring d.Ä. (1496–1547), Hermann tom Ring (1521–1597) und Ludger tom Ring d.J. (1522–1584) in Auftrag. Nicht kunsthistorische Interpretationen, sondern autonome literarische Kunstwerke sind zum "BildGeheimnis tom Ring" entstanden. Von den Bildern inspiriert, setzten die Autoren gesellschaftlich brisante sowie überzeitliche existenzielle und ästhetische Fragen kunstvoll ins Wort. In vier Lesungen präsentieren sie ihre Texte im Landesmuseum, wo die bedeutendsten Bilder der münsteraner Maler hängen.
Auf’s Wort genau hört die Musik; die Texte zünden musikalisch. Jede Lesung wird von einem Konzert begleitet, das thematisch oder motivlich, von der Stimmung her oder im Ton mit dem jeweiligen Gemäldetext korrespondiert.
Ein Besuch bei den Bildern der Maler tom Ring unter sachkundiger Führung von Dr. Angelika Lorenz und ein einführender Film von Wolfgang Poeplau runden jeden Abend ab.

Do 08. Februar 2007
Stefan Beuse: Hände
Splash Percussion Ensemble


Do 15. Februar 2007
Sylvia Geist: Iris Schwert Lilie
Homecoming Woodwind Ensemble

Do 08. März 2007
Sabine Scho: Nachfolgende Tiere
Gerhard Vielhaber, Klavier

Do 22. März 2007
Katharina Hacker: die Brüder tom Ring
Suyoen Kim, Violine | Alina Kabanova, Klavier

Ort
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10, 48143 Münster
Telefon: 0251 / 5907 01

Zeit
Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr.

Eintritt
16 Euro | ermäßigt 10 Euro
Karten an der Museumskasse oder bei der Tickethotline Telefon: 0251 / 591 45 15

Information und Programmhefte
GWK
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
fon: 0251 / 591 3275
email: gwk@lwl.org

 

 
 
   
 



 

Donnerstag, 08. Februar 2007, 20 Uhr

Stefan Beuse: Hände

Mit der Empathie des Vaters von heute, mit dem psychologischen Wissen und dem gesellschaftlichen Bewusstsein des Romanciers im 21. Jahrhundert spürt Stefan Beuse die Gewalt in der Strenge und Pose des Familienbildes des Grafen Johann II. von Rietberg auf. Das Fehlen der mütterlichen Hände, die im 19. Jh. aus dem Bild herausgesägt wurden, veranlasst ihn zu einer Erzählung voll Spannung, Tragik und Zauber um die guten und die bösen Hände. Im Mittelpunkt steht ein Zwillingspaar, das vor der elterlichen Gewalt in eine ästhetische Innenwelt flieht. Dort herrscht keine Angst, dort schmerzen die geschlagenen Körper nicht.

Splash Percussion Ensemble

Programm
John Cage: Living Room Music
Carola Bauckholt: Stück für Schlagzeug
Michio Kitazume: Side by Side
Thierry de Mey: Musique de Table

 
 
   
 



 

Donnerstag, 15. Februar 2007, 20 Uhr

Sylvia Geist: Iris Schwert Lilie

Die Blumenstilleben Ludgers d.J. sind die frühesten datierten Blumenstücke, die wir kennen. Sylvia Geist betrachtet die Ge-mälde und das, was wir darüber wissen, genau. Entstanden ist ein lucider Essay über die Bilder, der im Schauen zugleich über das Schauen spricht. Die Iris ist Blume und Auge. Das Schwert bestimmt die Lilienform, doch ebenso ist es Waffe im Kampf der Schulen des Glaubens wie auch des Wissens. Die Lilie auf dem Bild ist lesbar als Abbild der Blume und als Symbol. „Iris Schwert Lilie“ führt das Ineinander von Sehen und Erinnern, Vorstellen und Blicken, Interpretieren und Be-stimmen vor, dazu den unendlichen Trieb, immer tiefer in die Natur schauen zu wollen. Aber der Essay zeigt auch die Krankheit
des unstillbaren Durstes nach Wissen: Zweifel, Melancholie. Wahrscheinlich zierten die Blumenstilleben Ludgers d.J. eben doch die Türen eines Apothekerschranks.


Homecoming Woodwind Ensemble

Programm
Johann Sebastian Bach: „Goldberg Variationen“
Transkription für Holzbläserquartett von Andrej Eshpai

 
 
   
 

Donnerstag, 8. März 2007, 20 Uhr

Sabine Scho: Nachfolgende Tiere

Auf zwei "Tierlebenbilder" Ludgers d.J., auf die Noah-Zeichnung Hermanns und seine Skizze von Ochtrup hat Sabine Scho irritierende Gemäldegedichte geschrieben. Wie ein auseinanderfallendes Pfauenrad entfalten die Verse die Assoziationen der derzeit in Sao Paulo lebenden, gebürtigen Ochtruperin zu den Bildern. Die Gedichte sind vielschichtig und -stimmig, ausdrucksstark. Kunsthistorisches mischt sich mit vielfältigem Weltwissen, mit literarischen Anspielungen und Zitaten sowie autobiographischen Elementen. Mithilfe der Bilder setzen die Verse ein von Beginn an beschädigtes, Ausweg und Rettung sich immer wieder erträumendes menschliches Leben als Tierleben ins Wort. Die "Nachfolgenden Tiere" im "Käfig Gemälde" liest die Dichterin als Spiegel der Ambivalenz und des Dilemmas menschlicher Existenz: Das Humanum ist nur um den Preis des Animalischen zu haben, Erziehung als Zähmung des „Scheusals“ im Menschen aber bedeutet zugleich dessen psycho-physische Deformation.

Gerhard Vielhaber, Klavier

Programm
Viktor Kalabis: Akzente
Robert Schumann: Fantasiestücke

 
 
   
 

 

 



Donnerstag, 22. März 2007, 20 Uhr

Katharina Hacker: die Brüder tom Ring

Aus den Selbstporträts Hermanns und Ludgers d.J., im Blick auf Hermanns christliche Themen, auf die Blumen- und Tierbilder Ludgers und die Wiedertäuferherrschaft in Münster vergegenwärtigt Katharina Hacker die beiden Brüder als gegensätzliche Temperamente und Maler mit verschiedenen Kunstauffassungen. Das autobiographisch eingefärbte Erzähler-Ich, das Autorin ist, eine kleine Tochter hat und Tod und Begräbnis einer Nachbarin erlebt, steht dem Melancholiker Hermann nah, der als ein zweites Ich im Text selber spricht. Im kunstvollen Wechsel der Perspektiven und Zeiten macht Katharina Hacker die Verstorbenen zu unseren Zeitgenossen, indem sie ihre Spuren liest. Zugleich reflektiert sie ihre eigene Kunstauffassung: "es geht immer um den Tod. etwas am Leben bewahren oder etwas dem Tod entreißen, das sind die beiden Arten von Kunst."

Suyoen Kim, Violine | Alina Kabanova, Klavier

Programm
Ernest Chausson: Poème
Niccolò Paganini: Caprice N. 24, op. 1
Heinrich Ignaz Franz Biber: Passacaglia d-Moll für Violine solo