Kirsten Kaiser (* 1961,
Hamm), Meisterschülerin bei Prof. Paul Isenrath an der Kunstaka-demie Münster
und GWK-Förderpreisträgerin 1993, schreibt im Exposé zu FormWind:
Als wichtiger Rangier-
und Umsteigebahnhof und als Tor zum Ruhrgebiet ist Hamm bekannt. Die
Stadt ist seit der kommunalen Neugliederung 1975 Großstadt und hat heute
fast 200.000 Einwohner. Hamm ist meine Heimatstadt.
Als der Kunstverein Hamm
mit der Bitte an mich herantrat, eine Arbeit für die Stadt zu entwickeln,
mußte ich feststellen, daß es nicht leicht ist, die Stadt, in der
man aufgewachsen ist, unter künstlerischen Gesichtspunkten zu betrachten.
Die nötige Distanz fehlt.
Speziell für Hamm gestaltete
sich zudem die Ortssuche schwierig. Wo kann ich in Hamm für und über
die Stadt arbeiten? Wo ist ein zentraler Ort, an dem sich Hamm mit seinen flickenartig
zusammengesetzten Stadtteilen als Ganzes widerspiegelt? Die Geschichte der Stadt
und der Region ist äußerst vielfältig. Worauf soll ich Bezug nehmen?
Während der Berabeitung habe ich mich mit der Geschichte meiner Heimatstadt
auseinandergesetzt und vieles erfahren, was mir vorher unbekannt war. Trotz der
Eingemeindung und Neugliederung der Stadt existieren noch viele eigene Zentren
in Hamm. Was weiß z.B. ein Heessener von der Herringer Geschichte? In diesem
Punkt liegen die Stadtteile von Hamm dann sehr weit auseinander. - Ich suchte
nach einem Thema für mein Projekt, das alle Stadtteile vereint.
Mein Bewusstsein und Wissen
über Hamm ist in der Projektfindungsphase vertieft worden, längst vergessene
Sehnsüchte und Erinnerun-gen wurden wach. So entsteht mit FormWind
für Hamm das, was ich mir für meine Heimatstadt immer gewünscht
habe: ein Lippe-See.
Die Lippe mit ihren Auen
verläuft von Ost nach West durch das gesamte Stadtgebiet. Sie trennt und
vereint zugleich. Einerseits läßt der Fluß keine übergreifende
Bebauung und somit eine Verbindung zwischen dem Norden und Süden der Stadt
zu, andererseits bieten seine Auen Natur pur und einen idealen Erholungsraum.
Die Wahl des Standortes bezieht sich auf das verbindende Element des Grünstreifens.
Er bildet sozusagen die Mitte, den zentralen Ort, um den sich die Stadt herum
legt. Die Wiesenfläche, die durch die Nutzung als Heuwiese meist hoch im
Bewuchs ist, bewegt sich im Wind wie das Wasser, so dass der Gedanke des Lippe-Sees
hier zumindest in der Vision Berechtigung findet.
Östlich der Münsterstraße
zwischen der Lippe und dem Lippedamm liegt eine terrassierte Wiesenfläche.
Auf dieser Fläche werden ca. 25 Masten mit Segeln aufgestellt. Die mit roten
und gelben Segeln versehenen Stangen werden auf der Fläche so angeordnet,
dass die Wiesenfläche optisch zum Austragungsort einer Regatta mutiert. |