ARCHIV 2000 | ||
Mythos
Zeitenwende |
“Der Jahrtausendwechsel ist für ‘Mythos Zeitenwende’ Anlaß des Nachdenkens über die Themen Zeit, ihre Wenden und Mythen. Wir leben heute gleichzeitig in verschiedenen Zeiten, und kommen gar nicht mehr mit, die sich überlappenden und abenteuerlich schnell verändernden Zeitphasen noch als Ganzes zu begreifen. Wir kennen heute das Atom-zeitalter, zugleich das Medien- und Digital- oder Gen-Zeitalter, nicht zuletzt auch das Zeitalter der Globalisierung. Eine Ära nach der anderen - eine Wende nach der anderen? Oder alle zugleich? Welche Mythen verbinden sich damit? Welche Erfahrung von Zeit und ihren Wenden haben wir heute? |
Es gibt viele Autorinnen und Autoren, die zu Wenden - zu privaten, gesellschaftlichen oder geschichtlichen Wenden geschrieben haben. Einige von ihnen haben wir eingeladen, sich an den vielfältigen Veranstaltungen des Projekts - Lesungen, Gesprächen, Vorträgen oder Tagung - zu beteiligen, Autorinnen und Autoren, die sich mit der ‘deutschen Wende’ auseinandergesetzt haben, Künstler, die zu historischen wie gegenwärtigen oder zukünftigen (befürchteten) Zeitenwenden geschrieben haben, oder Autoren, in deren Werk entscheidende Lebenskehren oder sozialer und politischer Wandel eine Rolle spielen, und nicht zuletzt: deren Leben selbst durch vielfältige Wenden geprägt sind. Apokalyptisches, Katastrophales, Revolutionäres, Mythisches und Entmythologisiertes, Zeit und Zeiterfahrung in zahlreichen Facetten: all das wird in den Veranstaltungen aus verschiedenen Blickwinkeln zur Sprache kommen. Im Mittelpunkt von ‘Mythos Zeitenwende’
stehen eine große Foto-Text-Ausstellung und ein darauf bezogener, über
die Ausstellung hinaus-gehender Foto-Eassay-Band ‘Mythos Zeitenwende. Male - Zeichen
und Spiegel der Zeit’. Junge und renommierte Künstler wurden beauftragt,
verschiedenste historische, natür-liche, kulturelle, architektonische oder
museale Objekte und Orte in Westfalen fotografisch-künstlerisch abzubilden
oder sich von ihnen, dem Thema entsprechend, inspirieren zu lassen.
Warum aber Fotografie und Essay? Die Fotografie ist die Kunstform der Zeit par excellence: Kein visuelles Medium ist zugleich dem Augenblick wie der Ewigkeit so nahe wie die Fotografie. Die Fotografie ‘friert’ die Vergänglichkeit des Augenblicks ein und hebt damit die Zeit auf. Das macht sie möglicherweise selbst zum Mythos. Stilisiert die Fotografie den Augenblick zur Ewigkeit, verfügt der Wortkünstler souverän über die Zeit, und gerade dem Essayisten stellt sie gleichzeitig verschiedenste Zeiten zur Verfügung. Er kann so Vorstellungen und Bilder erzeugen, die ein visuelles, auf den Augenblick, den Gegenstand bezogenes Medium niemals erreichen kann, zumal er seinen Gegenstand nicht erschöpfend behandeln muß. Die Male - ein dreifacher Spiegel: Die Objekte spiegeln sich im Licht und in der Sprache der Künstler, die Künstler in den Objekten, und die Beiträge der Ausstellung und des Buche spiegeln sich im Licht des Betrachters und Lesers.” Dr. Herbert Knorr
Projektleiter, Westf. Literaturbüro
in Unna |